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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 152
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so muß er das Haftgeld in doppelter Höhe zurückgeben und ist dann
wieder frei (B 61 ff.).

Was für das mittlere Kinzigtal der Martis-Märkt, ist für die Bauern
des obern Kinzigtals der „Kuchenmärkt" in Wolfach, der am Montag
vor Weihnachten abgehalten wird (E 35 f., 40, B 143).

Zu Hansjakobs Zeit war der hl. Nikolaus, der „Santi-Claus", der
Gabenbringer, nicht das Christkind. Wochen vorher wurden in die
Kerbhölzer die Einschnitte der gebeteten Vaterunser gemacht, und
dann kam der Vorabend des Nikolaustages, von den Kindern mit
Herzklopfen erwartet.

„Ein Kettengerassel vor der Thüre verkündete die Ankunft des
Santi-Claus. Und nun öffnete sich die Pforte, und herein trat der
Richter des Kinderhimmels: Von seinem Angesicht wallte ein langer
Bart, seine Augen rollten, Kettengeklirr folgte seinen Schritten, und
eine große Ruthe in der Hand trat er an den Tisch ... Er zählte die Einschnitte
, fragte die Eltern nach dem Benehmen des Kindes im Hause,
und je nach Befund, gab es mehr oder weniger Äpfel und Nüsse aus
seiner Tasche oder einige Ruthenstreiche.

Mit der Mahnung, brav und folgsam zu sein, ging er von dannen ...
Aber jetzt begann der zweite Theil, jedes Kind holte einen Teller in
der Küche, stellte ihn auf den Tisch in der sichern Gewißheit, daß
am andern Morgen der Teller gefüllt war mit Äpfeln, Lebkuchen
und .Clausenwecken'. So geschah es, und der Claustag wurde dann
zum Festtag" (J 121 f.).

Am „Klose-Tag" backen die Dorfbäcker zu Hagnau eine große
Anzahl gebackener Männer, „Schwyzer" genannt (Schill 182).

In die vorweihnachtliche Zeit fallen auch die Hausschlachtungen.
Mit den Schlachtfesten verbindet sich teilweise noch heute das
„Säcklestrecken", das Hansjakob (W 402/6) sehr ausführlich beschreibt
. Am Abend des Schlachttages erscheint ein Unbekannter,
klopft mit einer Stange, an der ein Säckchen mit einem Wecken und
einem Brief darin hängt, ans Fenster und tritt, bevor das Fenster
geöffnet wird, etwas zurück. Im Brief stehen Glückwünsche oder
auch neckische Bosheiten und die Bitte, in das Säckle eine Gabe
vom Schlachtfest zu legen. Je nachdem erhält der Bittende Würste
oder auch nur Sägmehl u. dgl. Die Kunst der Säcklestrecker besteht
nun darin, „möglichst unbeschrieen die Stange mit dem Säckchen
wieder zu holen und damit fortzukommen, während das Hauptziel
derer im Hause ist, den Säcklestrecker abzufangen. Gelingt es, ihn
einzufangen, so wird er ins Haus geführt und mit Metzelsuppe bewirtet
". Und nun das Muster eines solchen Metzgerbriefes:

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