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schmückt, und am Palmsonntag geht's mit ihnen zur Kirche, wo sie
vom Pfarrer gesegnet werden. Nach der Weihe wird der Palmen
nach Hause getragen und als Segenszeichen unter dem Dach aufbewahrt
. Die Stelle, von der aus der Priester die Palmenweihe vornimmt
, heißt „Segentürle": es ist eine kleine Türe unterhalb der
Kanzel (J 113 f.r 242).
In der Gegend von Oberachern wird der Palmen ähnlich ausgeschmückt
, vor allem findet die Haselgerte dazu Verwendung. Nach
der Weihe wird in dieser Gegend der Palmen an einen Baum genagelt
oder, wenn kein solcher beim Hause ist, wird der Palmen
von der Stange befreit und an einem Balken unter dem Hausdach
befestigt (KrT238f.). In der Baar werden statt der Palmen Tannenbäumchen
gesegnet und an die Stalltüren genagelt (VW 139). Im
Dörfchen Hitzkofen fiel es Hansjakob auf, daß die Palmbüsche durchweg
mit Ostereiern geziert waren (ST 53).
Von den mancherlei Osterbräuchen finden wir bei Hansjakob
die Ostereier erwähnt, die die Kinder bei ihren Taufpaten
holen (Schi 99). Um die Osterzeit üblich war der Brauch, daß jedes
Schulkind als „Ehrengabe der Bürgerschaft" eine Brezel erhielt (J178).
Mit dem Monat Mai werden die M a i k u r e n wiederaufgenommen
; die Haslacher wanderten an den Sonntagen in die nahen Berge,
auf den Schornfelsen oder zum hl. Brunnen (B72).
In den Monat Mai fällt der Urbanstag (25. Mai). An ihm
gingen in Haslach bis zum Jahre 1828 die Chorknaben bei allen Rebbesitzern
um und sangen das Urbanuslied zu Ehren des hl. Urban,
des Patrons der Winzer. Sie bekamen dafür in jedem Haus ein Geldgeschenk
(SchII233).
Den Höhepunkt des Frühlingsbrauchtums und den Ubergang zum
Sommer bildet Pfingsten, das Hauptfest der Hirten. Alljährlich am
Pfingstmontag kommen die Hirten auf der ,,Eck", der höchsten Höhe
zwischen Elz- und Kinzigtal, zum „Glockenfest" oder Schellenmarkt
zusammen und tauschen hier ihre Glocken aus (J155f., WK185).
In der Neukircher Gegend (Triberg) holen die Kinder, begleitet
von ihren Eltern, bei den Paten in den nächsten Tälern und auf den
Einöden den „Pfingstwecken". Alle werden festlich bewirtet (ST 15).
In die Maienzeit fallen auch die Flur- oder Eschumgänge, deren
wichtigster an Christi Himmelfahrt abgehalten wird. Hansjakob bezeichnet
diese Bittgänge zur Maienzeit als die „offiziellen Maienkuren
, welche die katholische Kirche . . . ihre Gläubigen machen
läßt" (P32).
Das Fronleichnamsfest, das die Kinzigtäler „Herrgottstag" (P 247,
11 Die Ortenau
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