Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 201
(PDF, 56 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0201
Flurnamen

Tagtäglich ist die Landwirtschaft treibende Bevölkerung bei ihrer Arbeit und
in ihren Gesprächen auf den Gebrauch der Flurnamen angewiesen. Diese erzählen
uns von der ungeschriebenen Geschichte des heimatlichen Bodens, vom Leben und
stillen Wirken unserer Vorfahren, von ihrer Kultur, ihrer Sprache, ihren Gewohnheiten
und Anschauungen. Ihre Deutung ist nicht leicht, und man kann Fehlschlüsse
ziehen; die Namen haben nämlich bisweilen eine Entstellung, Verstümmelung
, Umdeutung erfahren und sind dem herrschenden Sprachgut angepaßt
worden. Man muß deshalb neben den amtlichen Namen auch die geschichtlichen
und mundartlichen berücksichtigen.

Wie sind denn unsere Altvordern bei der Benamung von Wald und Flur vorgegangen
? Sie machten es wie wir es wohl heute noch täten und tun. Sie be-
namten sie nach der Bodenbildung, Bodenbeschaffenheit und den Gewässern, nach
Form und Ausdehnung, wildem Wachstum und wildlebender Tierwelt. Zahlreich
sind sodann die Benennungen nach den Besitzern, häufig sind endlich die Bezeichnungen
nach Kulturpflanzen, Haustieren, Herrschaftsverhältnissen, religiösen Beziehungen
, gewerblichen Verhältnissen und Verkehr.

Gemäß dieser Einteilung, verbunden mit den historischen Belegen für das Vorkommen
des Namens in früheren Jahrhunderten, mögen nun die Bleichheimer
Flurnamen aufgeführt werden, wobei eine Deutung versucht wird.

Bodenbildung und Bodenbeschaffenheit: Berg 1571, 1585, 1737
ist eine Anhöhe, die zu erreichen für ein Kuhgespann recht beschwerlich ist.
Fohrenbühl ist eine mit Föhren bewachsene Anhöhe. Hat man vom Gugginbühl
1746, 1767 eine schöne Aussicht oder ließ sich von da aus jedes Jahr der Gauch,
der Kuckuck hören oder war es die Anhöhe des Gugo? Bühn 1714, 1743 ist eine
ebene Fläche. Dobel = Schlucht, Senke, Brühl 1571, 1750 = wässerige Wiesen,
Eck 1571, 1585, 1770 = Bergvorsprung, Enge 1763, 1770 = enges Gelände zwischen
Kastenbuck und Aubach. Einen Abhang bilden Burghalde, Dorfhalde 1777,
Häldele 1700, 1770, Haldenmatten. Gißibell 1777 ist Kieshübel und will besagen
Erhebung aus Kies. Kastenbuck, erwähnt 1571 ob Kastelhofen und 1714 zue
Kastenhoffen, weist auf lateinisches castellum und bedeutet Anhöhe mit einem
Castell. Leh = Hügel, dazu Lehmatten 1805. Ried 1571, 1585 = sumpfiges Gelände.
Schildgrube 1764, 1770, Schild würde auf eine sanfte, runde Anhöhe hinweisen,
man muß sich nämlich die Wölbung des Schildes nach oben denken, also in der
Form einer Wanne, Schildgrube = eine schildförmige Abdachung. Schlatthof 1571,
1700 ist ein eingegangener Hof in sumpfigem Gelände mit Schilfrohr. Schießrain
1743, 1765 = vorschießende Erhöhung, spitzer Winkel, vielleicht war dort der
Schießstand. Steinacker 1585, 1770 — Rebengelände und Ackerland mit viel
Steinen. Das Sulztal 1571, 1585 heißt Tal mit Salzwasser, Salzlache, Wildlache.

Gewässer : Die Bleich verdankt ihren Namen ihrem bleichen, blassen Wasser,
der Aubach kommt von der Au, der Mühlekanal treibt die Mattenmühle, dem
Weihmättle, Wihmättle, verdankt der Wihmättlegraben seine Bezeichnung, der
Barbaragraben kommt von Barbaraacker, der Kummeier hat bisweilen kein Wasser,

201


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0201