http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0210
Fräulein dem Jungherrn
in Liebe zugeneigt
und war mit
ihm unter Billigung
ihrer Mutter allwöchentlich
einmal in
Heimlichkeit zusammen
im Schutze des
Waldes.
Der grimme Graf
aber vermeinte, er
könne das Fräulein
doch noch für sich
gewinnen, und umlauerte
jeden ihrer
Schritte. Bald hatte
er des Fräuleins Geheimnis
.erlückert'
Oberstudiendirektor Otto Stemmler (sitzend) und gab einem seiner
Knechte Auftrag, des
Fräuleins Liebsten zu Tode zu bringen. Der Jungherr von Waldstegen übte zwar
Vorsicht, wenn er sich mit dem Fräulein treffen wollte, und ritt keinen seiner
Wege zweimal; trotzdem traf ihn der Bolzen von des Grafenknechtes Armbrust
ins Herz, und verblutend sank er vom Pferde. Das Roß war ein treues Tier und
harrte bei seinem toten Herrn in Trauer aus, bis es vor Entkräftung in die Knie
sank, und schließlich verendete. Man beließ es an dem Platze, da sein Herr gemeuchelt
worden war, es liegt noch heute, zu Stein geworden, dort."
Auch Adolf Welte, der Historiker und Dichter der Windeck, kannte den Stein
und die ihn umspinnende Sage. Deren ersten Teil hat er verwertet in der Romanze
„Die Bluteiche". (Siehe Weltes Broschüre „Die Burgen Alt- und Neuwindeck in
der Orlenau und ihre einstigen Bewohner", 1894, Seite 66—69.)
F. Kober.
Eine westfälische Kettenlegende und die Entstehung
der Wallfahrt „Maria zu den Ketten" in Zell a.H.
Ein Beitrag zur Legendeniorschung
In dem Buche „Friedrich Wilhelm Weber, sein Leben und seine Werke" von
Dr. Jul. Schwerling lesen wir auf Seite 17 in dem Abschnitt „Heimat und Kindheit":
„In der Kirche zu Pömbsen1) wurde dem Kinde (Friedrich Wilhelm Weber) eine
hinter dem Altar hängende eiserne Kette gezeigt, die ein Pilger in türkischei
Gefangenschaft getragen haben soll. Wie die Sage berichtet, hatte dieser Unglückliche
mit inbrünstigem Gebete Gott angefleht, ihn aus den Händen der Ungläubigen
zu befreien, und dabei besonders lebhaft einer Partikel vom hl. Kreuze
gedacht, die in einem Kruzifixe zu Pömbsen aufbewahrt wurde. Da umfing ihn
plötzlich ein tiefer Schlummer, und als er erwachte, ruhte er auf der heimischen
') Pömbsen, uralte Pfarrei, ein kleines Dorf mit etwa 600 Einwohnern im Kreise Höxter i. W.
Alhausen, der Geburtsorf des Dichters Friedrich Wilhelm Weber, ist Filiale von Pömbsen.
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