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felderwirtschaft, Weidewirtschaft, Waldbesitz bieten dem Wälder Verdienstmöglichkeiten
; im Gebiet des Kinzigtäler Hauses herrschte die Flößerei, die Waldbrandwirtschaft
und besteht Obstreichtum. In Erbleihe saß der Bauer auf seinem Hof
mit starkem Selbstbewußtsein, ausgeprägtem Rechtsgefühl und großer Empfindlichkeit
gegen alle Einmischungen von außen. Doch die wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse haben sich geändert, niemand ist mehr gezwungen, in der Bannmühle
sein Getreide zu mahlen.
Dieses vom Alemannischen Institut in Freiburg i. Br. unterstützte Werk ist die
Frucht und die Krone langjähriger Arbeit, wozu man den Verfasser nur beglückwünschen
kann. Sein schönster Lohn wird sein, wenn viele Heimatfreunde zu dem
Werk greifen, wozu diese kurze Besprechung anregen möchte.
St. Peter und St. Martin bei Waldkirch. Ein Beitrag zur kirchlichen
Heimatkunde und zur Frühgeschichte des Elztales von Heinrich Roth. Wald-
kircher Verlagsgesellschaft 1953. 86 Seiten, 2 Bildtafeln, 6 Übersichtskarten,
brosch. 3,50 DM.
Eine wichtige Hilfsstellung in der Siedlungsforschung bietet die Patrozinien-
forschung. Mit ihrer Hilfe, verbunden mit der Kenntnis der geschichtlichen Vorgänge
im Alemannenland, kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß St. Peter
und St. Martin wohl Eigenkirchen sind, jene auf einem alemannischen, diese auf
einem fränkischen Herrenhof. Beide Kirchen bestanden schon vor der Klostergründung
, St. Peter darf vermutlich schon in die spätmerowingische Zeit verlegt
werden. Die Anfänge Waldkirchs reichen also wahrscheinlich durch St. Peter etwa
ins Jahr 700, durch St. Martin ins Jahr 750 zurück mit dem Zusammenbruch des
alemannischen Herzogtums um 746. Vorliegende Arbeit zeigt, wofür man Dr. Roth
dankbar sein muß, daß, wenn die Urkunden versagen, neben den üblichen Hilfsmitteln
der Siedlungsforschung nicht zuletzt die Patroziniengeschichte wertvolle
Aufschlüsse zu geben vermag. — Die beiden Kirchen St. Peter und St. Georg zu
Altenkenzingen sind nicht seit Ende des 18. Jahrhunderts verschwunden, sondern
wurden am 19. April 1806 vom Kenzinger Pfarrer Straubhar entweiht, St. Peter
wurde am 2. Juni 1806 vom Kenzinger Magistrat verkauft.
Zastler. Eine Holzhauergemeinde im Schwarzwald von Ernst M. W a 11 n e r.
Poppen & Ortmann, Freiburg i. Brg. 1954. 92 Seiten, 4 Karten, 8 Tafeln, 16 Abbildungen
, 4 DM.
Zastler, eine Hofbauerngemeinde am Fuße des Feldbergs, erlebte eine vollständige
Umwandlung zu einer Holzhauergemeinde. Die heutigen Einwohner des
Ortes arbeiten hauptberuflich als Waldarbeiter und nebenberuflich als Bergbauern,
aber nicht auf eigener Scholle, sondern auf gepachtetem Boden. Häuser sowie
Grund und Boden gehören dem Staat. Die Waldfläche hat in 76 Jahren im gesamten
eine Vergrößerung von 275,63 Hektar erfahren. Mit 1840, kaum 15 Jahre nach
der Dritteiisablösung vom Grundherrn, begann der Verkauf der Höfe und endete
1927 mit dem Ubergang des Gassenbauernhofs an den Staat. Schuld an dieser
sozialen Umschichtung dürfte gewesen sein die Kargheit des Bodens und das
rauhe Klima, die beachtlichen Auszahlungsbeträge an die Miterben, zerrüttete
Familienverhältnisse, günstigere Lebensbedingungen durch Abwanderung, das
Darniederliegen der Holzflößerei. Einheimische und Zugewanderte verschmolzen
zu neuen Sippenkreisen bei etwa 200 Einwohnern.
Wie Roths Werk, so ist auch diese verdienstvolle Arbeit eine Frucht des Alemannischen
Instituts zu Freiburg unter Leitung ihres unermüdlichen Professors
Dr. Met z.
Max Weber, B e v ö 1 k e r u n g s g e s c h i c h t e im Hochschwarzwald
, Quellen und Forschungen aus dem Raum von Lenzkirch. Verlag
Rombach & Co., Freiburg i. Brg., geb. 15,50 DM.
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