http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0218
Auch dieses verdienstvolle Werk, in dem Prof. Dr. Weber, Rastatt, das Ergebnis
seiner 25 Jahre langen Forschungen vorlegt, ist vom Alemannischen Institut
herausgegeben worden. Der Herausgeber, Universitätsprofessor Dr. Metz,
charakterisiert in seiner Einführung die Stellung dieses Buches in der Wissenschaft
und Heimatgeschichte und bezeichnet es als den ersten umfassenden Versuch
, zu zeigen, daß die Bevölkerung des Schwarzwaldes nicht so bodenständig
ist, wie gemeinhin angenommen wird.
Das Buch besteht aus einem Text- und einem Quellenteil. Im ersteren, der
115 Seiten umfaßt und außerordentlich reich bebildert ist, bietet der Verfasser
einen fesselnden Überblick über die geschichtliche Entwicklung seiner Heimatstadt
, wobei die Gestalt Colomban Kaisers, des Andreas Hofer des Hochschwarzwaldes
, gewürdigt wird. Den breitesten Raum nehmen naturgemäß die Ausführungen
über die wirtschaftliche Entwicklung ein; denn sie hat das Schicksal der
Bewohner in durchgreifender Weise gestaltet. Wir hören, wie die Glas- und Uhrenträger
die Erzeugnisse des Schwarzwaldes in die Welt hinaustrugen, sich zu einer
Compagnie zusammenschlössen, im Elsaß, in der Pfalz, in der Schweiz und in
Württemberg größere Niederlassungen gründeten, die den Charakter von Sippenunternehmen
hatten, mit der Heimat aber in engster Verbindung blieben. Wir
lesen auch über die wandernden Schwarzwaldmaler. An der Geschichte einzelner
Familien können wir die Entstehung der Schwarzwälder Uhrenindustrie verfolgen.
Das Ergebnis der geschilderten Entwicklung ist einerseits eine starke Abwanderung
der Urfamilien, andererseits füllen Einwanderer das entstehende Vakuum
aus. Diese Vorgänge führten zu einer weitgehenden Umschichtung der Bevölkerung.
Dann gibt der Verfasser als Einleitung zum Quellenteil einen Überblick über
die Familien in den einzelnen Epochen. Fast lückenlos ist die Geschichte von
nahezu 1000 Familien durch die letzten zwei Jahrhunderte aufgezeigt. Sie gliedern
sich in Urfamilien (vor 1750), Stammfamilien (1750—1813), Altlenzkircher (1815
bis 1840), Neulenzkircher (1840—1870), Spätlenzkircher (1870—1900) und gegenwärtige
Lenzkircher (1900—1930 bzw. 1951). Auch die Ortsfremden, deren Herkunft
und Berufsverhältnisse sind Gegenstand der Betrachtung. Jede Familie wird
daraufhin untersucht, ob sie im Mannesstamm, in der weiblichen Folge oder
durch Aussippung weiterlebt oder untergegangen ist.
Der Quellenteil enthält auf 600 Seiten die Listen der Familien und deren verschiedene
Stammfolgen. Nicht vergessen sind die Toten der beiden Weltkriege.
Sehr wertvoll ist die beigegebene Ubersichtskarte. Ein vollständiges Personen-
und Ortsregister macht das Buch zum familiengeschichtlichen Nachschlagewerk
für den Hochschwarzwald.
Wenn Max Weber in seinem Vorwort erklärt, daß er mit diesem Werk zwei
Ziele verfolge, einmal auf wissenschaftlicher Grundlage ein vollständiges Bild der
Bevölkerung eines enger umgrenzten Gebietes zu geben, zum andern der Familienforschung
und der Heimatkunde zu dienen, so ist er dieser doppelten Aufgabe in
vorbildlicher Weise gerecht geworden. Dieses Buch ist beispielhaft dafür, wie man
die Familiengeschichte lebendig machen kann.
Auch den Verlag Rombach & Co. darf man zu der hervorragenden Ausstattung
beglückwünschen. Dr Kähnj
Anna Maria Renner, Markgraf Bernhard II. von Baden. Eine
ikonographische Studie über seine Gestalt in Werken der bildenden Kunst, zugleich
ein Beitrag zur Hagiographie und Landesgeschichte. Verlag G. Braun,
Karlsruhe. DM 13,—.
Die Verfasserin, die sich durch ihre Forschungen auf dem Gebiet der badischen
Geschichte, besonders der Markgrafen von Baden-Baden, schon große Verdienste
erworben hat, veröffentlicht in dieser ikonographischen Studie den ersten Teil
eines geplanten „Opus Tripartitum", das „alle Quellen und Dokumente zur Lebens-
218
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0218