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religiöser gewesen sein: Margaretha Stülzer und Euphrosina Lorenz
wollten in die Gefahren der Zeit hinein das Klosteranwesen unter
den besonderen Schutz der Königin des Ordens und der Abtei stellen.
Das Kloster legt hohen Wert auf seinen Brunnen, der von eigenen
Quellen gespeist wird. Die Hochschätzung bezeugen nicht nur die
sorgsam ausgeführten Reparaturen und das Bemühen, ihn im alten
Zustand zu erhalten, sondern auch die Tendenz, seinen Reiz durch
Verschönerung der näheren Umgebung zu erhöhen. Während er
früher „mutterseelenallein" im Klosterhof stand, ist er jetzt umschattet
von einem wilden Kastanienbaum und gewinnt an Zierde
durch die sauber eingefaßte Rasen- und Baumanlage, die ihn gleichsam
als ihr höchstes Kleinod schützend umgibt. An einem Augustabend
des Jahres 1953, da man den 800. Todestag des großen Ordensheiligen
Bernhard von Clairvaux feierte, leuchtete der Brunnen im
traulichen Scheine zahlreicher roter Lämpchen.
Major Heinrich David von Hen nenhofer
Zum 20. Januar, seinem 105. Todestage
Von Karl May
,,Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt schwankt sein Charakterbild
in der Geschichte." Dieses Wort Schillers, eigens für Wallenstein
geprägt, mag auch Geltung haben für Major von Hennenhofer,
eine der umstrittensten Gestalten der badischen Geschichte. Daß er
so berühmt und noch mehr berüchtigt wurde, hängt nicht zuletzt zusammen
mit dem rätselhaften Findling Kaspar Hauser.
Hennenhofer kam am 12. März 1793 in Gernsbach als Sohn eines
Schiffers zur Welt. Schon in der Volksschule fiel er auf durch seine
schöne Schrift. Nach seiner Ausbildung als Kaufmann fand er eine
Anstellung in einer Buchhandlung in Mannheim. 1812 wurde er —
wegen seiner schönen Handschrift — Feldjäger in der Hofkanzlei zu
Karlsruhe. Zunächst tat er Dienst als Kabinettskurier und Sekretär
und überbrachte in dieser Eigenschaft Napoleon I. die Nachricht von
der Geburt eines badischen Erbprinzen, der allerdings kurz darnach
angeblich starb.
Ohne auch nur eine Stunde militärischen Dienst geleistet zu haben,
ward Hennenhofer 1813 Leutnant, 1815 Oberleutnant, 1816 Stabsritt-
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