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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 15
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denkst nicht an mich!" Eine ausgesprochene Portraitähnlichkeit Margaretas
mit Emma Heim läßt sich mit dem besten Willen nicht konstatieren
, so sehr auch der Gedanke an die „holdselige Schwarzwaldlieb
'" durch seine Sinne gezogen sein mag. Ebenso gewiß ist
auf der anderen Seite, daß einige der erst nach Scheffels Rückkehr
entstandenen „Lieder Jung-Werners" in unmittelbarer Beziehung zur
Zeller Base stehen.

Was der Dichter im Spätherbst 1851 noch nicht gewagt hatte, eine
offene Werbung, erfolgte zwei Jahre später im Sommer 1853. Scheffel
traf Emma im Hause Marie Gottwalds in Offenburg, die im Einverständnis
mit der Mutter und der Schwester Josephs ein wenig Vorsehung
gespielt haben dürfte. Zwei volle Tage ging man nebeneinander
her, ohne daß der Mann dem hätte Ausdruck leihen können,
was ihn an der Seite des in voller Jugendschöne erblühten Bäschens
bewegte. Als er aber endlich auf einem durch Gewitterregen jäh
unterbrochenen Waldspaziergang den offenbar vom Sturm der Elemente
ausgelösten Mut zur entscheidenden Frage fand, mußte er
noch an demselben Abend erfahren, daß dem als eine Art Respektsperson
angesehenen Vetter lediglich verwandtschaftliche Sympathien,
jedoch keine tiefere Neigung des Herzens galt. Am nächsten Morgen
nahm Scheffel Abschied und ging. Das nächst Alt-Heidelberg
bekannteste aller Scheffeischen Gedichte, das ,,Behüt dich Gott", ist
im Nachhall dieser Offenburger Tage entstanden. Die Schlußstrophe:

„Die Wolken fliehn, der Wind saust durch die Blätter,
ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld,
zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.
Doch wend' es sich zum Guten oder Bösen,
du schlanke Maid, in Treuen denk' ich dein.
Behüt dich Gott, es war' zu schön gewesen,
behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!"

birgt mit dem ,,In Treuen denk' ich dein" ein Gelöbnis, an dem der
Sänger zwar nicht durchweg festgehalten hat, zu dem er indessen
immer wieder zurückgekehrt ist.

Was der Dichter bei jener Offenburger Begegnung noch nicht
ahnen konnte, war der Umstand, daß Emma damals schon wußte,
daß Hector Mackenrodt, der Auslandsvertreter der Zeller Porzellanfabrik
Lenz, in Bälde um sie werben und daß sie ihm ihr Jawort
nicht versagen würde. In den folgenden Monaten geriet Scheffel immer
tiefer in den Bann des Ekkehard-Stoffes. Im Frühjahr 1854 besuchte
er, da er nur zu schildern vermochte, was sich ihm durch den
Augenschein sinnfällig eingeprägt hatte, die Schauplätze des Romans,

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