Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 24
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0026
Der Mensch hatte so die Herrschaft wieder über die Natur . . . Und diese Gnadengaben
.. . finden sich heute noch. Da lebt ein frommer Priester, dort eine entsagende
Klosterfrau, hier ein gläubiger, alter Schäfer, dort ein schlichter Gottesmann
und treibt Sympathie, d. h. sie heilen durch das Kreuzzeichen unter Anrufung
der allerheiligsten Dreifaltigkeit und durch Gebet, stillen das Blut und die
Fieber und nehmen den Brand.

Und der Sympathie-Doktor soll alles tun um Gotteslohn . .•.

Und ich frage jetzt nochmals: Ist das Glaube oder Aberglaube? Oder sind das
nicht vielmehr Heilungen von Gottes und darum von Rechts wegen?

So gibt es auch Menschen, die von Natur aus besondere Heilkraft und Heilkunst
haben. So ist z. B. Pfarrer Kneipp zweifellos ein Naturarzt von Gottes Gnaden.

Und so hat es zu allen Zeiten unter dem Volke Naturärzte und „Sympathie-
Dökter". gegeben und wird sie geben, so lange das Volk bleibt, d. h. Naturkind.

Im Aberglauben liegt ... noch viel gesunder und tiefer Glaube" (B 219 ff..).

Eine stattliche Reihe von Sympathiedoktoren spielte zu
Hansjakobs Jugendzeit im Schwarzwald eine große Rolle; berühmt
und beliebt waren sie. Wir nennen sie zunächst mit Namen und betrachten
dann in sachlichem Zusammenhang ihre Kuren. Berühmt
waren der Hättichsbur (WK334), der Eckerjock aus Ottoschwanden
(K230), der Gutacher Jokele (WK299), das Dornstetter Male (VW 381),
der Schneider-Miehle (WK 302), der Nagile-Karle (WK 311), der
Heiterjörg (Sch II 108), der Hansjörg (WK 319), der Heider (B 213);
ferner die Altenheimer Wunderdoktorin (St 76), die Birkle-Theres
(WK 324), Wolber aus Kaltbrunn, Finkenbeiner in Baiersbronn (W
137), der „Sternewirt 1" aus Reichenbach bei Bermersbach (DB II 215).

Worin bestehen nun die ,,Kuren" dieser Volksärzte?

In der Buntheit der sympathetischen Kuren lassen sich bestimmte
Verfahrensweisen erkennen, die allerdings nicht alle in ein bestimmtes
System gebracht werden können. Soll eine solche „Kur" gelingen
, so muß der Heilung Suchende fest daran glauben, der Heilende
muß schweigend, ohne ungehörige Bewegungen, vor allem
ohne zu lachen und ohne „beschrien" zu werden, zu Werke gehen.
Bestimmte Zahlen kehren immer wieder; besondere Tageszeiten
spielen eine Rolle.

Die einfachste Art der Krankheitsheilung ist das Besprechen,
der Segen, eine Art, die oft in Verbindung mit anderen Manipulationen
, vor allem magnetischen Streichungen, die „kein Humbug,
sondern in Wahrheit ein Heilmittel" sind (StSt77), angewandt wird.
Einfaches Besprechen übte der Hättichsbur als Blutstillmittel. Man
nimmt den Zeigefinger und den Daumen zusammen und spricht:
„Frisch ist die Wund', heilig ist die Stund', heilig ist der Tag, der
Jesum Christum geboren hat"; dann folgen drei Vaterunser und der
Glaube (WK 336). Bei Fieber mußte der Kranke drei Morgen vor der
Betzeit unter freiem Himmel stehen und sagen: „Sei willkommen, du

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