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persönlich und suchte ihn auf dem Schiff, auf das er sich gerettet
hatte. Von Reinach hatte die Kleider seiner Frau auf ihn geworfen
und seine Kinder auf ihn gesetzt. So „ist er mit Gottes Hilf entkommen
". In den folgenden Jahren stand von Neveu in der Armee des
bayrischen Generals von Mercy. In der Schlacht bei Wolfenbüttel
geriet er in Gefangenschaft, konnte aber von Mercy ausgetauscht
werden. Eine große Genugtuung erlebte er nach der Schlacht bei
Tuttlingen (November 1643), in der Mercy die Franzosen zurückschlug
. Mehrere französische hohe Offiziere waren gefangengenommen
worden. Von Neveu, der inzwischen zum Obristwacht-
meister ernannt worden war, erhielt den Auftrag, die Gefangenen
nach Tübingen zu führen. Mit diesem Pfand erreichte er die Rückgabe
seiner in Frankreich konfiszierten Güter. Bei der Belagerung
von Überlingen (Frühjahr 1644) durch die bayrische Armee befehligte
von Neveu das Reinachsche Regiment. Während der Belagerung
Freiburgs (Juni-Juli 1644) beförderte ihn Mercy zum Oberstlieutenant
. Nach der Ubergabe der Stadt wurde von Neveu zu deren
Kommandanten bestellt und blieb es bis zum Friedensschluß. Während
dieser Zeit versuchten die Befehlshaber der französischen Truppen
, die Freiburg nochmals drei Wochen lang vergebens belagerten,
wiederholt, den Obersten von Neveu durch Versprechungen und
Drohungen auf ihre Seite zu locken. Er „ist aber von seinem aufrichtigen
und redlichen Gemüth niehmals abgewichen, noch hat er
sich auf einige weiß abwendig machen lassen". Infolgedessen verlor
er zum zweiten Male seine Güter in Frankreich.
Nach dem Krieg belohnte das Erzhaus Österreich den Obersten
Carl von Neveu für seine Treue. Im Jahre 1650 übertrug ihm Erzherzog
Ferdinand die Landvogtei Ortenau, deren Dörfer „in dem
vorbeypassirten leidigen Krieg in Grundt ruiniert und verbrennt gewesen
und die nit wohl mit dritthalbhundert Underthanen bewohnt"
war. Das Schloß Ortenberg wurde ihm als Wohnsitz angewiesen. Die
Besoldung belief sich auf 500 rheinische Gulden. Er mußte versprechen
, bei der katholischen Religion zu bleiben und dafür Sorge
zu tragen, daß „die Unterthanen nach der katholischen Religion lebten
und die Pfarreien nur mit katholischen Gelehrten und exemplarischen
Priestern" besetzt wurden. „Weil er Haab und Gueth in
seinem Vatterland hat verlihren müssen", übertrug ihm Erzherzog
Ferdinand als Regent Vorderösterreichs 1656 das Dorf Windschläg
„in ansehung seiner bey merfeltig Ime aufgetragenen wichtigen Ge-
scheften zu deren gnädigsten Contento und belibiger Satisfaction
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