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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 174
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die Schottenkirche zu Regensburg, und die Schwarzwaldklosterkirche
zu Alpirsbach. In ihren Kreis gehört auch das Raumbild vom
Schwarzacher Klostermünster.

Das Hinreißende aller dieser Raumbilder verursacht der mächtige,
wunderbar berechnete Kräftestrom. Dieser braust durch das kubische
Hochschiff, vereinigt sich in der Vierung mit dem des Querbaues
, wallt auf in der Konche des freien, majestätischen Hochchores,
nicht um daselbst abzubrechen oder gestaut zu werden, sondern um
den Lauf von neuem zu beginnen, dieses Mal in Rückwärtsbewegung.
Das Geheimnis dieser überraschenden Raumwirkung ist die Berechnung
. In St. Michael zu Hildesheim verhält sich die Höhe zur Breite
wie 2 zu 1 und die Länge zur Breite wie 3 zu 1. In Schwarzach beträgt
die Längsachse 54 m, die Höhe des Mittelschiffes 18 m und
seine Breite 8 m; das ergibt ungefähr folgende Grundrechnung: 1 +
2 mal 2 = 6. Dieses eigenartige Maß- und Zahlenverhältnis ist es,
was ähnlich wie die Abstufung des Äußeren das Schwarzacher Kircheninnere
„zu einem der interessantesten Denkmäler der romanischen
Baukunst macht".

Was aber den Kräftestrom noch steigert, sind die gewaltigen, in
ihren Maßen nirgends wiederkehrenden Schwarzacher Säulen.
Diese wieder übertragen ihre ganze Wucht in die Rundbögen, die
majestätisch in zehnmaliger Wiederholung auf- und niederwogen
und deren Wogen in der Vierung von hohen, weitgespannten Spitzbögen
aufgefangen werden.

Man nennt die Schwarzacher Münsterkirche ähnlich wie St. Georg
zu Hagenau, St. Peter zu Hirsau, die Klosterkirchen zu Alpirsbach,
Limburg a. d. H. und Paulinzella, sowie das Münster zu Konstanz,
eine Säulenbasilika. Eine Basilika im frühchristlichen Sinne ist keine
dieser Kirchen. Aber die Gestaltung ihres Langhauses wird durch
die schlichte Aneinanderreihung gleichartiger Säulen basikal, weil
oben die Gleichartigkeit der Säulen und ihre optische Verschmelzung
zu einem Streifen das typische Raumbild der Basilika schafft. Erst
der Stützenwechsel und noch mehr die Pfeilerbündel der freieren
romanischen Raumgestaltung brachten das Körperhafte einer bejahten
Mannigfaltigkeit an Stelle der basikalen Flächigkeit. Die Hirsauer
Schule brachte wieder die große Umkehr, und ganz typisch für ihren
Kreis ist das Langhaus als Säulenbasilika, schlicht und ernst.

Am meisten den Charakter feierlichen Ernstes, aber auch wuchtiger
Kraft haben die sechs Paare der gewaltigen Schwarzacher Säulen.
Ihr Fuß hat eine Höhe undBreite von etwas mehr als einemMeter; der

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