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der Wucht und Kraft der Säulenarkaden entsprechenden Ernst fordert
die Behandlung des Raumblockes und seiner Hochschiffwände.
Vielleicht läßt der freigelegte, schlichte Meanderfries im romanischen
Mittelschiff des Augsburger Domes ahnen, in welcher Behandlung
auch die Schwarzacher Hochschiffwände allein dem gewaltigen
Raumbild entsprechen. Man denke sich dazu in den offenbar später
etwas erweiterten Lichtgaden unmittelbar unter der gut behandelten
Flachdecke noch die Verbleiung und gelbgraue Tönung der
gleichen Hochschiffenster des Wormser Domes — und auch der altehrwürdige
Münsterraum von Schwarzach beginnt wieder heimzukehren
zum Bild seiner großen Vergangenheit.
Am meisten haben die Seitenschiffe ihr mittelalterliches Raumbild
durch das barocke Erweitern und das Anbringen unförmig großer
Fenster eingebüßt. Wohl verursachten gerade in den ehedem schmalen
Seitenschiffen die ursprünglichen kleinen Fenster mit
ihren bunten Glasmalereien eine starke Dämmerung. Aber diese
schuf die richtige Atmosphäre für die dortige Grablege zahlreicher
Schwarzacher Lehensträger und sonstiger Edelknechte, Ritter, Gau-
und Reichsgrafen und Straßburger Patrizier und ihrer ehrbaren
Hausfrauen, die meistens Wohltäter der Abtei waren. Vielgestaltige
Grabsteine schmückten die Wände und Säulen, und das flackernde
Licht der gestifteten Totenlampen erfüllte die Dämmerung mit leisen
Schauern, aber auch mit starken Jenseitsgedanken. Was von allem
übrigblieb, ist nur ein blasser Windecker Grabstein und die Re-
miniszens in der Schwarzacher Chronik des Abtes Gallus Wagner.
Der Kräftestrom des Langhauses erfährt seine stärkste Aufwallung
in der Vierung, d. h. in der Kreuzung der Längs- und Querachse.
Wohl der Hauptgrund sind die freie Höhe und vier riesige Eckpfeiler,
verbunden mit hohen spitzen Bögen. Diese Pfeiler sind die Träger
des Vierungsturmes und wurden darum mit sorgfältig statischer
Berechnung errichtet. Ihre Kapitäle ziert ein flacher Rundbogenfries,•
die Bögen haben die gleiche Einziehung wie im Langhaus und entsteigen
ebenfalls einem volutengeschmückten Steinschild. Wohl sind
an den Ecken der Ostpfeiler in tiefen Einziehungen hohe Rundsäul-
chen aufgestellt, doch nicht als Dienste für Gewölberippen, sondern
nur aus ornamentaler Tendenz. Auch die Vierung wie die Querschiffarme
blieben flachgedeckt und geben dem strenggeschlossenen
Charakter des kubischen Raumblockes hier seinen Höhe- und
Schlußpunkt.
Einen ungemein festlichen Ausklang erhielt etwa um 1300 der
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