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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 22
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Marienkrönung aus einem schlichten, geradlinigen Rahmen. Gott
Vater trägt den Königshermelin, das alttestamentliche Rationale
und die Weltkugel. Der Mantel von Gott Sohn ist teilweise stark
aufgebläht, teilweise läßt er den Oberkörper völlig frei. Oben in
der Mitte schwebt aus Wolken und Engelsscharen die Taube des
Hl. Geistes. Unter ihr steht auf einer Wolkenbank die Gottesmutter,
in stiller Hingebung aus der Hand des Sohnes die Krone empfangend.
Halb versteckt und neugierig aus wogenden Wolkenknäueln schauend
, umgeben reizende Engelchen das Mysterium der göttlichen
Gnade. Lebensvolle Körperhaltungen, vergeistigte, schmale Hände,
weiche Faltenlagen verraten eine sichere, fähige Künstlerhand. Das
vornehme Gestühl erhält seine starke, plastische Gestaltung durch
die Chorsitze mit reichgeschnitzten Seitenlehnen und köstlichen
Miserikordienengeln. Gekrönt wird das Gestühl über der Mittelpartie
durch ein reiches, durchbrochenes Rankenwerk, das eine
Kartusche mit dem Wappen des Abtes Joachim Meyer und der Jahreszahl
1700 umgibt; darüber folgt Mitra und Stab und als mächtiger,
ergreifender Abschluß einst ein leider verschwundenes, sehr kunstvolles
Holzkreuz, umflutet von der Glut des mittleren Apsidenfensters
.

Seinen Mittelpunkt aber und Höhepunkt erhält das Gestühl durch
ein wundervolles, in seiner Art selten reiches und schönes L e k t i o -
n a r i u m. Dieses vierkantige, durch eine Pyramide abgedachte Lesepult
wirkt in seiner einsamen Schönheit inmitten des weiten
Apsidenraumes geradezu monumental, über seine kubische, aber
keineswegs schwerfällige Form ist eine Fülle von Köstlichkeiten
ausgestreut mit graziösem Liebreiz. So sind die schlanken Eckkanten
aufgelöst durch vorgesetzte korinthische Säulen — ihre Träger sind
kartuschenhaltende Löwen, ihre Schaftdekoration sind zarte Rosenzweige
; dem Akanthusstrauß ihrer Kapitäle entsteigen Engelsköpfchen
. Die Vertikale der Seitenflächen ist der typisch-klassische,
vierfache Aufbau. Die Horizontale aber besteht aus einer schmalen
Mittelfüllung mit einer besonders festlichen Akanthusranke und aus
zwei Seitenpilastern mit hängenden Blumengewinden. Zwischen
einem schmalen Epistyl und einem vorgekragten Kranzgesims zieht
ringsherum ein Rankenfries mit Engeln. Selbst an der abgewalmten
Bedachung macht der Akanthus nicht Halt, sondern säumt dieselbe
in breiten Ranken. Hier lagen einst die alten Chorbücher der Vorsänger
, und ihre farbenglühende, goldverbrämte Buchmalerei vereinte
sich mit der delikaten Anmut des Lektionariums.

Vom Schwarzacher Chorgestühl sind noch zwei Parallelen am

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