http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0084
Die Pirmasenser Grenadiere1)
Aus der Hessenzeit des Hanauerlandes
Von Ludwig L a u p p e
Der letzte Graf von Hanau, Johann Reinhard III., hatte noch zu seinen
Lebzeiten seinen ältesten Enkel, Prinz Ludwig zu Hessen-Darmstadt, geboren
am 15. Dezember 1719, die Nachfolge gesichert, indem er anordnete, daß dieser
nach erlangter Volljährigkeit die Regierung der Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
welche ein von den übrigen hessischen Ländern unabhängiges
Besitztum bilden sollte, anzutreten habe. Auf besonderen
Wunsch des Großvaters war dieser mit seinen beiden jüngeren Brüdern
Georg Wilhelm und Friedrich unter Leitung ihres Hofmeisters Friedrich Meinrad
Planta von Wildenberg und den aus Darmstadt mitgebrachten Lehrern (u. a.
Konsistorialrat Johannes Mizenius) 1735 auch nach Buchsweiler übergesiedelt2).
Einen schweren Verlust bildete der allzufrühe Tod des großväterlichen Erziehers
am 28. März 1736, worauf Prinz Ludwig unter Vormundschaft seines Vaters die
Erbfolge antrat und, nachdem derselbe am 12. Dezember 1739 dem Landgrafen
Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt als Landgraf Ludwig VIII. gefolgt war,
den Titel „Erbprinz zu Hessen" annahm. Zur Prinzenerziehung wurden
auch Straßburger Universitätslehrer, so der bekannte Geschichtsprofessor Joh.
Daniel Schöpflin, nach Buchsweiler beigezogen. Die Wintermonate 1739/40 brachten
die Prinzen in Straßburg zu. Daran schloß sich im September 1740 eine
Studienreise durch Frankreich mit dem Ziel Paris, wo sie am 11. Januar 1741
König Ludwig XV. ihre Aufwartung machten und auf Ostern nach Buchsweiler
*) Dieses Thema wurde schon von Beinert in seiner Geschichte des badischen Hanauerlandes S. 278/279
und von mir auf Grund der wenigen Lichtenauer Quellen, in „Kehl und das Hanauerland", Badische
Heimat, Jahresheft 1931, S. 140/145, behandelt. Bei dem Fehlen von Akten und Druckwerken mußten
diese Darstellungen mangelhaft bleiben. Nun sind erschienen und benützt worden:
Eberlein, Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt und seine Pirmasenser Militärkolonie.
Pirmasens 1911.
Esselborn, Pirmasens und Buchsweiler. Bilder aus der Hessenzeit der Grafschaft Hanau-Lichtenberg.
Friedberg 1917.
Fahr, Alt-Pirmasens. Beiträge zur Geschichte von Pirmasens. Pirmasens 1922.
Kampfmann und Schäfer, Die Soldatenstadt Pirmasens unter Landgraf Ludwig IX. von Hessen-
Darmstadt. Pirmasens 1936. Mit einer Stammrolle der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der
Pirmasenser Garnison (gelegentliche Durchsicht einiger Hanauer Kirchenbücher ergab, daß nicht alle
Grenadiere erfaßt sind).
-) Aus der Lichtenauer Pfarrchronik: 1730 den 5. Juli kamen des Erbprinzen drei Söhne, die Enkel
des Grafen, von Buchsweiler herüber. Sie gewannen alle Herzen durch ihre Aufführung und blieben
hier über Nacht. Von Landschreiber Wildermuth wurde jedem ein Beutel mit je 40 Louisd'or überreicht.
Diese sind 1740 in die Fremde gereist und haben die meiste Zeit, obgleich es sehr teuer war, in Paris
zugebracht. Im Frühjahr sind sie glücklich wieder nach Buchsweiler zurückgekehrt.
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