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am 29. September 1895 fand in Freiburg i. Br. ein großes Trachtenfest
statt, an dem 2000 badische Landsleute teilnahmen.
In vier Fragen kleidet Hansjakob seine Belehrung, Mahnung und
Bitte. Warum soll man an der Tracht festhalten? Als Gründe dazu
führt Hansjakob an: den Stolz und das Standesbewußtsein des Bauern,
die Kostenfrage, auch die Rücksicht auf die Religion und die Bewahrung
der alten Sitten. Die Landleute selbst könnten, so meint Hansjakob
, durch gutes Beispiel die Erhaltung der Volkstrachten fördern.
Doch erachtet er die Einwirkung von Geistlichen, Lehrern und anderen
mit der Landbevölkerung zusammenarbeitenden Berufen für
wichtig.
Als Gründe, die am Verschwinden der Volkstracht schuld sind,
nennt Hansjakob einmal den leichteren Verkehr mit den Städten,
ferner die Freizügigkeit und auch der allgemeine Zug der Zeit, der
allem Alten und Hergebrachten feind ist (Vorwort zu „Volkstrachten
aus dem Schwarzwald", 25 Originalaquarelle von Kunstmaler Issel).
Das Ablegen der alten Tracht bedeutet meist auch ein Ablegen der
alten Gläubigkeit und der alten Sitten, die neumodischen Ansichten
Platz machen. Wo die Leute in katholischen Gegenden ihre Tracht
noch tragen, sind sie entschiedener katholisch als dort, wo man sich
„städtisch" kleidet (DB I 130).
Doch hat es auch nicht an Gegenstimmen gefehlt, unter denen vor
allem die Entgegnung von Richard Nuzinger („Die Erhaltung der
Volkstrachten". — Eine Warnung) hervorgehoben sei. Neben der
Freizügigkeit, die auch Hansjakob für das Verschwinden der Trachten
nennt, macht Nuzinger geltend, daß die Trachten keineswegs alle
bequem und praktisch, zum andern großenteils auch sehr teuer sind.
A uch die Änderung des geistigen Lebens des Landvolkes hebt Nuzinger
als Grund für den Trachtenverfall hervor. Die ganze geschichtlich
gewordene Entwicklung unseres Volkslebens bringt es mit sich, daß
die Trachten abgenommen haben. Aus den Ausführungen Nuzingers
sei noch angeführt, daß der Unfug, Trachten bei Fastnachtsveranstaltungen
zu tragen, für viele zum Anlaß wurde, die Tracht abzulegen.
Nuzinger wendet sich auch gegen die Verwendung von Trachten als
„Schaustücke" bei Trachtenfesten.
Haus und Hof
Das stattliche Schwarzwälder Bauernhaus wird gekennzeichnet
durch das mit Stroh oder Schindeln bedeckte Dach, das auf beiden
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