http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0233
im Auftrag der evangelischen Kirchengemeinde Gernsbach, herausgegeben
vom Evangelischen Presseverband Karlsruhe, 1956.
Der Verfasser, der mit viel Hingabe Archivalien und Literatur zu seinem Werk
beigezogen und befragt hat, schildert die kirchlichen Verhältnisse der Stadt Gernsbach
und der Grafschaft Eberstein vor der Reformation, die Wandlung des Glaubens
in der Zeit von 1517 bis 1528, den wachsenden Widerstand und die Klärung
der Fronten von 1529 bis 1555, die neue Kirchenordnung und das Ausharren der
evangelischen Bevölkerung in der Grafschaft Eberstein.
Gernsbach geht auf einen Hof zurück, der sich infolge seiner günstigen Lage
zum Dorf erweiterte, das zum Mittelpunkt der religiösen Versorgung der Talbewohner
wurde, im 13. Jahrhundert war Gernsbach Stadt geworden. Als Lehen
des Bischofs von Speyer unterstand sie den Grafen von Eberstein und seit 1505
zusammen mit den dortigen Ortschaften der gemeinsamen Herrschaft von Baden
und Eberstein.
Markgraf Philipp (1515—1533), der eine Reform der Kirche wünschte und zehn
Religionsmandate erließ, war persönlich und politisch zu fest mit den Häusern
Habsburg und Bayern verbunden und wandte sich in den letzten Jahren seines
Lebens wieder der katholischen Kirche zu. Philibert, der noch minderjährig war
und unter Vormundschaft stand, regierte von 1556 bis 1569. Er, der zwischen den
beiden Bekenntnissen schwankte, überließ die Religionspolitik seinen Räten, die
evangelische Pfarrer anstellten und duldeten, und wies den Amtmann zu Steinbach
an, die Einhaltung evangelischer Ordnung zu überwachen und sie allein im
ganzen Land zu dulden. Doch unter seinem Nachfolger Philipp II. (1577—1588)
wurden die evangelischen Pfarref nach und nach verdrängt und durch Meßpriester
ersetzt.
Die Einführung der brandenburgisch-nürnbergischen Kirchenordnung durch Graf
Wilhelm erfolgte in den Jahren 1556—1558, vielleicht aber schon 1556, Pfarrer in
Gernsbach war damals Cyriacus Friedel (1553—1565). Unter Pfarrer Streun (1579
bis 1581) wurde die württembergische Kirchenordnung eingeführt. Bis 1585 wurde
die Pfarrei Gernsbach von Timotheus Koch versehen, von da an bis 1595 wurden
die Evangelischen durch Johann Koch in Weisenbach versorgt.
Im Hinblick auf die ersten 60 Jahre der kirchlichen Erneuerung in Gernsbach
und der Grafschaft Eberstein möge die Einleitung zu Abschnitt II wiedergegeben
werden: „Wenn bei der Beschreibung von Ortsgeschichten an einer passenden
Stelle gesagt wird, daß im Jahre Soundsoviel die Reformation eingeführt wurde,
so hat der moderne Leser die Vorstellung, daß gleichsam von heute auf morgen
eine ganz neue Welt religiöser Gedanken und Formen, vielleicht sogar durch
einen eigenwilligen Landesherrn mit Gewalt, über die ahnungslose Bevölkerung
gestülpt wurde."
Als Anhang ist die Reihe der evangelischen Pfarrer in Gernsbach und anderen
Orten angefügt. Anmerkungen, Quellen- und Literaturverzeichnis, Verzeichnis der
Abbildungen, Personen- und Sachregister beschließen das aufschlußreiche Werk.
FamiliengeschichtederReichsfreiherrnvonSchauenburg,
bearbeitet von Leg.-Rat Freiherrn Rudolf von Schauenburg, herausgegeben
von Freifrau BerthavonSchauenburg, 1954.
Nachdem der Verfasser von der Frühgeschichte des Renchtals und der Schauenburg
gehandelt und ein Bild von der Grafschaft Ortenau entworfen hat, berichtet
er von den ersten Besitzern der Schauenburg, ihrer Baugeschichte, den Sagen um
sie, der Herzogin Uta von Schauenburg und den Zeitverhältnissen in Deutschland
im 11. und 12. Jahrhundert. Nach der Besprechung des Wappens der Schauenburger
und der Archive und Dokumente der Familie gibt Freiherr Rudolf eine übersichtliche
Stammtafel der Hauptlinie von 1080 bis 1500 mit folgenden kürzeren und
längeren Ausführungen über die Stammväter und ihre Geschwister und die Ge-
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