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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 68
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ämter mit eigenem Haushalt und eigener Einkünfte-Verwaltung85): das Spitalamt
mit der Siechmeisterei86), das Landachtreben-Amt, das Geißhaut-Amt, die Großkellerei
, die Gastmeisterei, die Custorei87), die Cantorei oder Singerei86).

Am wichtigsten für unsere Untersuchung war das Spitalamt, später Spital-
schaffnerei oder Gutleut-Schaffnerei genannt. Der wohltätige Sinn der Bewohner
zeigte sich in zahlreichen Stiftungen für das Klosterspital. Gengenbach als Hauptort
einer weitreichenden Herrschaft brauchte besondere Unterbringungsmöglichkeiten
, erstens für Arme, Alte und Gebrechliche, zweitens für die Besucher, Gäste,
Pilger und dergleichen. Dem ersten diente die Siechmeisterei imKlosterbezirk mit
Spital und der Spital- oder St. Nicolauskapelle. Auch dazu gehörte eigener und
gesondert verwalteter Dotations- und Stiftungsbesitz. Dieser Besitz, soweit er in
Grundbesitz rings um Gengenbach bestand, war sehr bedeutend88). Er wurde nämlich
von zwei Curien bewirtschaftet, die zugleich den Pilgern usw. zu dienen
hatten. Der wichtigere war der Spitalhof in der Einach, ein Freihof. Zum Spitalamt
gehörte außerdem die Curie Gengenbach, genannt „vor Leutkirch" nach ihrer
Lage vor der Pfarrkirche oder Leutkirche. Hieraus entwickelte sich später das
heutige Gengenbacher Krankenhaus. Im Kloster war dafür ein besonderer „Frater
Infirmarius", also der Klosterarzt, 1334 Conrad v. Wangen als ältester bekannter
Name dafür. Auch seinem Amt waren Einkünfte zugewiesen.

Von der Geißhaut wird noch in anderm Zusammenhang zu sprechen sein. Die
Großkellerei hatte für die Bedürfnisse der Klosterküche zu sorgen. Bei der Neuordnung
von 1333 wurden auch ihr feste Einkünfte zugewiesen und von ihr verwaltet
, die mit dem stattlichen Betrag von 80 Mark Silber angegeben wurden89).
Die Gastmeisterei hatte den erstaunlich hohen Betrag von 40 Pfund Straßburger
Pfennigen zu verwalten. Es muß in Gengenbach ein Besucherstrom gewesen sein
wie in einer großen Residenz. Selbständig war auch die Einkünfte-Verwaltung
der Custorei und der Cantorei mit 22 Pfund bzw. 3 Pfund9"). Die Custorei tätigte
die Anschaffungen für die Ausstattung von Kirche und Klostergebäuden. Kulturgeschichtlich
besonders bemerkenswert ist der Verwendungszweck der Einkünfte
für die Cantorei. Der Cantor mußte nämlich davon die Bücher einbinden, was
natürlich in eigener Werkstatt gemacht wurde91). Nicht genug damit, die beiden
Kammereiämter hatten in ihrer Eigenschaft als Klosterämter bestimmte Aufgaben
zu erfüllen, nämlich der eine Wäsche und Schuhwerk, der andere die Oberkleidung
zu beschaffen, wofür jeder eigene Einkünfte von 31 bzw. 33 Pfund zu
verwalten hatte92).

•s) U. vom 4. Januar 1334, GK 30/61 Gb Stift. *•) B 2809.

87) Die drei zuletzt Genannten ersdieinen auch zusammengefaßt unter dem Namen Cultorei 1597,
B 2809.

B8) Für Gengenbach gab es ein eigenes Berain dafür: Colligend über die Gutleuth-scbaffnerei zu
Gengenbach, 1698/99, B 2822.

ss) U. vom 4. Januar 1334, GK 30/61 Gb Stift; von jeher wurde 1 Mark Silber zu 2 Pfund und
5 Schilling Straßburger Pfennige gerechnet, lt. U. vom 29. Nov. 1406, 13. Dez. 1407, Regesten der Pfalzgrafen
bei Rhein Nr. 4615 und 5109.

90) U. vom 4. Jan. 1334 aaO. Das Kop 626 enthält ein Gesamtverzeichnis der Einkünfte der Custorei.

") de quibus (redditibus) habet ligare libros, U. vom 4. Januar 1334 GK 30/61 Gb Stift.

,!) Ebenda.

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