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^eitw (10. Auflage, S. 21)1). Ihr Sohn war ein Leichtfuß und Tunichtgut, der, wie
Hansjakob in seinen „Schneeballen" (IL Reihe, „Der Eselsbeck von Hasle")
schreibt, nichts gelernt hatte und der seiner Mutter Hab und Gut vergeudete durch
allerhand verfehlte Spekulationen. Von zweien berichtet uns Hansjakob, von dem
Versuch, Wirt zu werden durch Pachtung der städtischen Wirtschaft auf dem Rathause
und von der Gründung eines Frachtfuhrgeschäftes nach Straßburg. Weitere
lassen sich noch anführen: er bewarb sich auch einmal um den Posten des städtischen
Baumeisters, und auch die von seiner Mutter gegründete Senfmühle scheint
kein grüner Zweig für ihn geworden zu sein. Er endete schließlich als Bahnwart
auf der Strecke Freiburg—Basel2).
*) Dort schreibt Hansjakob über die Apotheke: „Erst war mir das freundliche, außerhalb der alten
Stadtmauer gelegene Haus unheimlich, denn da wohnte die steinalte Baronin von Kraft, eine geborene
Lassolayej die trug Mannskleider, einen kleinen Schnurrbart und rauchte eine Pfeife; ein Mannweib
in des Wortes kühnster Bedeutung. Als sie Witwe geworden war, vergeudete ihr der Sohn Hab und
Gut; da wurde sie selbst ein Mann, gründete die Senfmühle droben am Mühlenbach, fabrizierte Senf
und fristete so ihr Leben. Aber ihre Züge waren hart und häßlich in der blauen Männertracht, und wir
Kinder fürchteten die Frau, die nie ein Lächeln mehr auf ihrem Gesichte zeigte."
Das Hansjakob- und Heimatmuseum in Haslach besitzt ein kleines Bildnis mit dem Kopf der alten
Baronin, das vollauf Hansjakobs Schilderung ihrer Gesichtszüge bestätigt (Abb. 2).
=) Nach dem Kirchenbuchauszug war Baron Karl Friedrich Alexander von Kraft um 1800 geboren
als Sohn des K. K. Hauptmanns Josef Freiherr von Kraft; er starb 1864 in einem Ort im Oberland
(vielleicht in Schallstadt, wo auch seine Frau am 13. September 1853 gestorben ist).
Baron Karl von Kraft verheiratete sich am 1. Mai 1823 in Haslach mit der 21 Jahre alten Baroneß
Maria Wilhelmine von Lassolaye, Tochter des Freiherrn und'Geheimrats Franz von Lassolaye und der
Freifrau M. Kreszentia von Hebenstreit.
Zeugen bei der Trauung waren:
1. Der Herr Vater der Braut;
2. Herr Aratsrevisor Fischer von Haslach, derselbe, der als pensionierter Fürstlich Fürstenbergischer
Rentmeister im Elternhaus Hansiakobs wohnte und der in dessen Jugenderinnerungen eine besondere
Rolle spielt.
Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor:
ein Sohn Karl Josef Franz Baptist, der aber wenige Wochen nach der Geburt starb;
ein Sohn Josef Karl Heinrich, der aber nur ein Alter von nicht ganz 16 Jahren erreichte, er starb
als junger Student 1841 in Haslach;
und eine Tochter Karolina, von der nur das Geburtsdatum bekannt ist.
Ein im Besitze von Frau Frieda Schmider, geb. Aiple, befindliches Aquarellbild von Carl Sandhas
zeigt den jungen Baron als hübschen, gutgekleideten Mann (Abb. 3). Eine Aquarellstudie zu diesem
Bilde besitzt Herr Rudolf Straub jun. in Wolfach.
Nach dem Ratsprotokoll vom 7. Juni 1842 wurde nach der Abdankung des Ferdinand Hanschel vom
Stadtbaumeisterdienst die Neuwahl aus „dazu befähigten Subjekts" vorgenommen. Die Wahl fiel einstimmig
auf den Bürger Carl v. Kraft. Die Übertragung erfolgte aber nur widerruflich und unter der
Bedingung des bisherigen Gehalts von 60 fl. und daß er sich dazu qualifiziere. Kraft nimmt die Stelle
unter diesen Bedingungen an, jedoch mit dem Ersuchen, daß, wenn die Fertigung von Riß und Plänen
erforderlich sein sollte, ihm diese Arbeit nach einem billigen Maßstab besonders vergütet werden
möchte.
Die erste Aufgabe, die ihm als Stadtbaumeister zufiel, war die Erweiterung des Friedhofes. Die Stadt
hat von ihm den Situationsplan vom alten sowohl als vom projektierten neuen Friedhof fertigen lassen.
Kraft hat sein Amt aber nicht lange innegehabt. Schon am 23. September 1842 vermerkt das Ratsprotokoll
, daß durch die Anstellung des früheren städtischen Baumeisters Carl v. Kraft bei der Eisenbahn
und seine Abreise von hier der Dienst des städtischen Baumeisters erledigt und die Wahl mit
Stimmeneinhelligkeit auf den Bürger und Uhrenmacher Josef Zachmann gefallen ist.
(Der Uhrenmacher Franz Joseph Zachmann war ein Vetter des Adlerwirts Franz Zachmann — die
Väter waren Brüder. Hansjakob berichtet auch über ihn ausführlich in seinen Erinnerungen .Aus meiner
Jugendzeit", 10. Aufl., S. 105 ff.)
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