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ziehet uff talheimer matten" und „5 juch an talheimer halden, ziehent uff das
schambechlin". 1515 begegnen wir einem Hans von Thalheim und einer Margarete
von Thalheim. Demnach scheint sich ein Rittergeschlecht nach dem Ort genannt zu
haben (K. 31/19).
Bauernkrieg und Reformation
Der Bauer des 15. und 16. Jahrhunderts war tief erbittert über den Druck, der
auf ihm lastete, und geneigt, sich dagegen zu empören. Groll, Haß und schließlich
geheime Verbindungen unter dem Bauernstand waren die Folge. So kam es zu
häufigen Erhebungen und im Jahre 1525 zum Bauernkrieg. Auch Männer
aus Fessenbach, Zell-Weierbach, Rammersweier zogen zu dem Haufen, der vor
Oberkirch und nachher vor Offenburg lag. Es scheint aber, daß in der Landvogtei
die Bewegung ziemlich harmlos verlief. Der Bauer verlangte Erleichterung des
Zehnten, gewisse Jagd- und Waldrechte und Erleichterung der Herrenfrondienste.
Die Herren gingen allem Anschein nach auf Teile dieser Forderungen ein, jedenfalls
war man auf beiden Seiten zur Versöhnung bereit, doch mußte jedes Haus
auf dem Lande 6 fl. Strafe bezahlen, Witwen und Waisen und Bauern, die am
Aufruhr nicht teilgenommen hatten, sollten davon ausgenommen sein.
Für die Ausbreitung der Reformation in der Landvogtei Ortenau war
entscheidend, daß Graf Wilhelm von Fürstenberg, der Pfandherr der Landvogtei
war, mit Straßburg und den Führern der protestantischen Sache in engster Verbindung
stand. Er betrieb mit aller Macht die Einführung der neuen Lehre, verjagte
1525 den katholischen Kaplan von der Pfründe in Weingarten und besetzte
sie mit einem Prädikanten, der es unternehme, wie der Offenburger Kirchherr an
den Straßburger Bischof berichtete, „die bös giftig Luterisch materi zu predigen".
Um den Offenburger Bürgern den Besuch des evangelischen Gottesdienstes in
Weingarten unmöglich zu machen, ließ der Rat an Sonn- und Feiertagen die Stadttore
bis zum Schluß des Gottesdienstes geschlossen halten. Die Einwohner von
Rammersweier blieben dem alten Glauben treu und erhielten dafür das Recht, bei
der Fronleichnamsprozession unmittelbar nach dem Allerheiligsten eine brennende
Kerze, die Glaubenskerze, zu tragen. Erst als die Landvogtei an das Haus Österreich
übergegangen war, wurde die Kirche zu Weingarten wieder für den katholischen
Gottesdienst frei, der Prädikant Andreas Flinder ging in den Dienst der
Stadt Straßburg.
Der Hexenwahn
Die schauerliche Verirrung des Hexenwahns mit seinem willkürlichen und grausamen
Gerichtsverfahren, seinen Folterungen zur Erpressung eines Geständnisses
und der Verbrennung bei lebendigem Leib oder nach vorhergehender Enthauptung
wütete auch in den drei Reborten. Es war außerordentlich leicht, in den Verdacht
der Hexerei zu kommen, schon körperliche Merkmale genügten zum Scheiterhaufen
, Unglück im Stall, Krankheit in der Familie, Hagelschlag konnten zu einer
Anzeige gegen die verhaßte Nachbarin Anlaß geben.
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