http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0144
Zur Heimatgeschichte
von Marlen, Goldscheuer und Kittersburg
Von Josef Schäferf
Einleitung
Die südlich an das Hanauerland angrenzende Landschaft mit einer Reihe stattlicher
, wohlhabender Dörfer heißt das Ried. Dessen nördlichste Gemeinde Goldscheuer
mit 2400 Einwohnern besteht seit alter Zeit aus den Dörfern Marlen,
Goldscheuer und Kittersburg. Bis 1805 war sie politisch ein Bestandteil der österreichischen
Landvogtei Ortenau. Marlen ist 1 km und Goldscheuer 1 Vi km vom
Rheine entfernt. Beide Orte durchzieht die Landstraße Kehl—Dinglingen. Kittersburg
liegt an der Straße Goldscheuer—Offenburg und 2 % km vom Rhein. Die
Gemeinde ist heute dem Kreis Kehl zugeteilt. In der Nähe der alten, wichtigen
Militärstraße Straßburg—Kehl haben die drei Dörfer in der Vergangenheit und
zuletzt in der Gegenwart in vollem Maße die Not des Grenzschicksals auskosten
müssen.
Die ältesten Nachrichten von Marlen, Goldscheuer und Kittersburg
Wie alt die Dörfer der Gemeinde Goldscheuer sind, kann nicht festgestellt werden
. Wohl geht die Mär, Marlen sei aus einer römischen Niederlassung hervorgegangen
. Urkundlich erscheint der Ort erst 1282 als Marheim, 1387 und 1424
als Marnheim. In den späteren Urkunden heißt es stets Marlenheim.
Das Dorf hat aber schon vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung bestanden.
Vielleicht ist die Gründung mit den andern Dörfern oberhalb Kehl schon ums
Jahr 800 erfolgt. Das rechte Rheinufer war damals nicht vom Rhein bedroht, da
er weit westlicher im Straßburger Gebiet seine Stromarme ausbreitete. So konnte
auf dem rechten Ufer oberhalb auf 7 km Länge eine Siedlungsreihe entstehen:
Iringheim, Hundsfeld, Marlen, Goldscheuer, Waseneck, nahe bei Hundsfeld die
Hofsiedlung Herde (Spitalhof).
Der Name Marheim, der Heim des Maro bedeutet, gibt uns einen Anhaltspunkt
für die Siedlungsart. Es war eine Herrensiedlung. Ein fränkischer Großer, namens
Maro, erhielt vom König ein Landstück, darauf er sein Heim, einen Wirtschaftshof
, errichtete, er veranlaßte die Alemannen, sich hier anzusiedeln. Am Rande eines
etwas erhöhten, recht guten Bodens (Im Bühl, Gut Bühn) erstanden die Holzhäuser
mit Lehmbewurf. Der Gründer des Dorfes ließ auch eine Kirche aus Holz
erbauen.
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