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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 149
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der Obrigkeit jedes Dorf mit „gefreyten" (= Schutzwache) versehen, die mit Kost
und Besoldung auf 1100 fl. kam. Nach dieser Kriegsbedrängnis brach ein schlimmer
Winter ein. In dem Bericht heißt es weiter: „Und noch viel der alten Leut hat
diesen strengen langwährenden Winter wie das unvernünftige Vieh in den Streuen
liegen müssen, auch der zehnte Teil der Bürger noch nit bekleidet, daß er der
Ehren gemäß in die Kirche zu gehen oder an einem anderen Ort ehrengemäß zu
erscheinen mit einem Rock oder Mantel bekleidet."

Nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 wurde besonders die Ottenau
durch ihre politischen Verhältnisse ins Verderben hineingerissen. Das protestantische
Hanauerland und die Herrschaft Lahr-Mahlberg hielten es mit Straßburg,
mit den protestantischen Heerführern Mansfeld und Christian von Birkenfeld und
mit den verbündeten Schweden und Franzosen. Die Landvogtei Ottenau und das
Kinzigtal standen zu Kaiser und Reich. Die Truppen des Grafen von Mansfeld
hausten 1621 nördlich und südlich von Straßburg. Am 14. Mai 1622 marschierte
der kaiserliche Oberst Ossa mit 5 Fähnlein durch Goldscheuer über Altenheim
nach Kappel. Fortwährend zogen in den folgenden Jahren kaiserliche Truppen
die Riedstraße hinauf und brandschatzten hauptsächlich die evangelischen Orte.
1627 lagen große Truppenmassen der Liga in der Ortenau. Die Ortschaften
wurden gänzlich ausgesogen. In den Goldscheuerer Gemeindeakten lesen wir, daß
in dieser Zeit nasse Jahrgänge und häufige Überschwemmungen den Feldern
großen Schaden verursachten. Es brachen Teuerungen aus. Die Lebensmittelpreise
stiegen um das 6- bis lOfache.

Im Jahre 1631 besiegte der Schwedenkönig Gustav Adolf in Verbindung mit
den protestantischen Fürsten die Kaiserlichen bei Breitenfeld. Mitte Dezember
erschienen die Schweden am Oberrhein. Als Bundesgenosse des Schwedenkönigs
sammelte der Pfalzgraf Christian von Birkenfeld bei Straßburg eine Schar Söldlinge
. Mit 6 Schwadronen Reiter und einer Kompanie Fußvolk zog er am 10. Februar
1632 über die Kehler Rheinbrücke, fiel in die Landvogtei ein, plünderte
Appenweier, Urloffen, Griesheim, verbrannte Rammersweier und kehrte mit viel
geplündertem Gut zurück. Jetzt rückte der kaiserliche Oberst Ossa mit Verstärkungen
von Breisach heran. Die Untat des Pfalzgrafen ließen die Kaiserlichen
durch Plünderung, Mord und Brand die Dörfer des Hanauerlandes entgelten.
Willstett und Lichtenau wurden verbrannt. Dem wüsten Treiben Ossas wurde im
August 1632 durch die Ankunft der protestantischen Heerführer General Horn
und Rheingraf Otto Ludwig Einhalt geboten. Die Schweden, die in ähnlicher
Weise Gegenrache nahmen, waren einige Zeit Herr am Oberrhein. Auch führten
sie in den Orten, wo schon einmal protestantischer Gottesdienst war, den Protestantismus
wieder ein.

Nachdem die Schweden 1634 bei Nördlingen eine schwere Niederlage erlitten
hatten, überschwemmten kaiserliche Truppen die Ortenau. Sie griffen den Gegner
Rheingraf Otto Ludwig zwischen dem Rappenhof, Sundheim und Goldscheuer an.
Die Schweden wurden nach Kehl zurückgedrängt und dort vernichtend geschlagen.
Nach dem Siege plünderten die Kaiserlichen Kehl aus und steckten es in Brand,
auch in Willstett legten sie die noch übrigen Gebäude in Asche.

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