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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 172
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burgunder und zu 5 % die Müller-Thurgau-Rebe. Die Bewirtschaftung
erfolgt nach rationellen, neuzeitlichen Methoden. Eine gute
Einnahmequelle ist auch der Obstbau. Dazu treibt man etwas Ackerbau
und Viehzucht. Zum Besitz der Gemeinde gehören außerdem
248 ha Wald. Die Zahl der Bewohner ist auf 1750 gestiegen. Handwerkliches
Gewerbe entwickelte sich von alters her aus dem Bedürfnis
heraus. Da gibt es und gab es die Metzger, Bäcker, Krämer, den
Schlosser, den Schneider, den Schuster, den Seiler, den Wagner, den
Zimmermann. Schon gar nicht durfte fehlen der Küfer und der Eichmeister
. Auch ein Friseur war früher vorhanden, der Barbier, der im
Notfalle auch Zähne ziehen und Kranke kurieren konnte. Die moderne
Zeit brachte noch manches neuzeitliche Gewerbe dazu. Die Wasserkraft
des Steinbachs wurde seit undenklichen Zeiten ausgenützt, die
Kelten sollen darin Meister gewesen sein, und so mögen die Wasserläufe
, die fünfmal vom Hauptbach abzweigen und die zum Treiben
des Wasserrades nötige Wasserkraft aufspeichern, uralt sein. Getrieben
wurden früher drei Sägewerke, eines ist durch Brand eingegangen
, zwei Getreidemühlen, von denen die obere Mühle nimmer
besteht, eine Ölmühle und die Eisenhämmer der Schmiede. Die untere
Mühle wird urkundlich 1510 erwähnt und die Ölmühle 1589. Des
Steinbaches Wasserkraft ersetzt unsere Zeit durch Dampf oder Elektrizität
. Vergessen wir nicht die freundlichen Gaststätten, in denen
der köstliche Wein den nach seinem Genuß Lechzenden erquickt
und ein hungriger Magen durch eine feine, gute Küche befriedigt
wird. Zwei davon entlehnten ihre Schilde den Reben: ,,Traube",
„Rebstock". Drei andere erwählten ,,Engel", ,,Krone" und „Lamm"
als symbolisches Zeichen. Dazu kommt die schon erwähnte Schenke
im Schlosse.

Das sportliche und kulturelle Leben findet in Neuweier rege Pflege. Im Turnverein
und im Fußballklub wird der Körper gestählt, die Mitglieder sind gewohnt,
bei Wettkämpfen die ersten Preise zu holen. Man liebt das Lied und die Musik,
und in Vereinen schlössen sich die Freunde der musischen Künste zusammen. Eine
Feuerwehr schützt vor der Flammen Macht. Alljährlich findet das fröhliche Winzerfest
statt, man wählt die Weinkönigin, die im Jahre 1952 sogar zur Würde einer
deutschen Weinkönigin emporstieg. Der praktische, sparsame Sinn kam zum Ausdruck
in der Begründung einer Einkaufs- und Verbrauchsgenossenschaft, er zeigt
sich im Bestehen einer Spar- und Darlehenskasse. Bei allem Frohsinn vergessen
die Neuweierer ihre religiösen Pflichten nicht, sie sind ein frommes Talvolk, das
seine Verbundenheit mit dem Herrgott bei erhebenden, kirchlichen Feiern, umrahmt
von den Liedern eines geschulten Kirchenchors zu bekunden weiß. Kein
Wunder gingen zahlreiche Geistliche aus der Pfarrei hervor. Neuweier darf aber
auch auf tüchtige Laien stolz sein, die Vorzügliches leisteten und noch leisten in
Staat und Gesellschaft, in Wirtschaft und Industrie. Der Wein regt an, hält, vernünftig
genossen, Geist und Körper zusammen. Die Neuweierer sind lebensfroh,

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