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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 38
(PDF, 62 MB)
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Wallfahrtsorte sollten eingehen, bei Prozessionen die Fahnen, Statuen und Heiligenbilder
nicht mehr über das Feld getragen werden.

Während der aufständischen Bewegung in der Ortenau verhielten sich die Bewohner
des Stabes Goldscheuer ruhig, was von der Behörde lobend anerkannt
wurde. Der ortenauische Aufruhr kam rasch zum Stillstand. Glücklich war bei uns
die innere Gefahr entfernt bis 1792, wo französische Revolutionsheere nach allen
Seiten ausbrachen, „um Krieg den Palästen und Frieden den Hütten zu bringen".
Zur Abwehr der großen Gefahr schlössen Österreich, Preußen und andere Völker
Westeuropas eine Koalition.

b) Nach dem ersten Rheinübergang

Vom Frühjahr 1792 an fanden fortwährend am Oberrhein Durchmärsche und
Einquartierungen statt. Zur Sicherung der Rheingrenze besetzten österreichische
Truppen die Festung Kehl und zogen durch Verstärkung von Szekler-Husaren
eine Postenkette, die von Allmannsweier bis Auenheim reichte. Starke Abteilungen
dieser Truppen lagen in Goldscheuer und Marlen, deren Einwohner zu Schanzarbeiten
herangezogen wurden. Den Wachmannschaften mußte die Gemeinde für
große Summen Lichter stellen. Anderseits wurde sie mit Kriegssteuern und großen
Futterrequisitionen belastet.

Im Frühjahr 1796 rückten die Franzosen, neu ausgerüstet, unter dem Oberbefehl
des Generals Moreau an den Rhein. In der Nacht vom 24./25. Juni ließ er oberhalb
Kehl, beim kleinen Rhein, eine fliegende Brücke errichten. 53 000 Mann
brachte er ans rechte Ufer. Eine Abteilung des Heeres zog gegen Marlen und
Eckartsweier. Mit der Hauptmacht schlug Moreau bei Kork, Willstätt und Bühl
die Österreicher und die schwäbischen Kürassiere. Dann zog er durch die Schwarzwaldpässe
nach Schwaben und Bayern vor. Zur Deckung des Rheintals blieben
25 000 Mann zurück. Zu den über den Rhein gegangenen Franzosen scharte sich
allerlei Gesindel. Die Einwohner flohen mit ihrer Habe beim Anstürmen des
Feindes in die Wälder und ins Gebirge, um den Gewalttätigkeiten der raubenden
Rotte zu entgehen. Der hiesige Gemeinderechner Johannes Schäfer war mit der
Gemeindekasse ins Reichstal Harmersbach geflüchtet, wo er 14 Louisdor (= 324 fl.)
im Strohdach eines Bauernhauses versteckte. Sie wurden dort von einmarschierenden
Feinden gefunden. Pfarrer Sauer in Marlen berichtet, daß ihm die Soldaten
alle Fahrnisse wegnahmen. Lehrer Xaver Rimmelin gab seinen Schaden, der ihm
durch Plünderung seines Kramladens entstand, auf 3500 fl. an. In dem stattlichen
Eichwald oberhalb Goldscheuer fällten die Feinde die schönsten Stämme und
führten sie nach Straßburg. 1796 zahlte die Gemeinde für Lieferungen an das
französische Militär und für Holzhauerlohn 4991 fl. nebst 6000 fl. für Zehrungen.

Der tapfere österreichische Erzherzog Karl nötigte den nach Bayern vorgedrungenen
Moreau zum Rückzüge, den er vom 13. bis 15. Oktober in meisterhafter
Weise durch das Höllental vollführte. Bei Hüningen ging er über den
Rhein. Den General Desaix hatte er über Breisach nach Straßburg geschickt, daß
er die Festung Kehl halte. Zu deren Befestigung hatten die Franzosen vom Juli
bis September Tausende von Schanzarbeitern aus den umliegenden Ortschaften

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