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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 39
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beigezogen. Am 10. November ließ Erzherzog Karl mit 35 000 Mann Kehl belagern
. Wiederum mußten viele Tausende Schanzarbeiter aus der Landbevölkerung
wochenlang die schwersten Arbeiten verrichten. In unserer Gemeinderechnung
sind 1215 fl. für Lichter verzeichnet, die der Generalität und Mannschaft geliefert
wurden.

Während der blutige Kampf um Kehl tobte, arbeiteten in Marlen Zimmerleute
aus verschiedenen Ortschaften an einem Brandschiff, das der Offenburger Kaufmann
Georg Burg erfunden hatte. Auf eine Art Holzfloß wurden entzündbare
Stoffe gebracht und in den Rhein gelassen. Damit sollte die Kehler Brücke zerstört
werden. Das Vorhaben scheiterte, da die wachsamen Feinde die Kriegsmaschine
auffangen konnten.

Nach fünfzigtägiger Belagerung ergab sich am 10. Januar 1797 die französische
Besatzung, die freien Abzug erhielt. Die Festung war dem Erdboden gleichgemacht
. Unbeschreibliches Elend hatte Moreaus Feldzug der Oberrheingegend
hinterlassen. Für das gänzlich verarmte Volk war die Ruhe nur von kurzer Dauer.

c) Nach dem zweiten Rheinübergang

Am 20. April 1797 unternahm Moreau bei Diersheim seinen zweiten Rheinübergang
. Nach einem mörderischen Kampfe daselbst mußten die Österreicher
den Rückzug antreten. 9 Monate lang hielten 12 000 Franzosen das Gebiet zwischen
Lichtenau, Achern, Oberkirch, Gengenbach, Kehl, Lahr, Euenheim und
Kappel besetzt. Die Feinde erhoben hohe Kriegssteuern und verübten Plünderungen
. Tüchtig zechten die Offiziere in den Wirtschaften auf Gemeindekosten. Die
Not vergrößerte das Gesindel, das nachts über den Rhein kam und in frechster
Weise Diebstähle verübte. Während der Belagerung Kehls wurde der Straßburger
Spitalhof zerstört. Dafür machte jetzt Moreau die Gemeinde Goldscheuer verantwortlich
. Am 20. Juli erhielt sie von ihm den Befehl, einen Schadenersatz von
30 000 Livres (=■ 48 000 fl.) dem Spitalhof zu leisten, und zwar 10 000 L. in bar,
10 000 L. in Baumaterialien und 10 000 L. in Handfronen. Dem Befehl wurde
die Drohung beigefügt, wenn nicht in 10 Tagen die Bezahlung erfolge, rücke eine
Schwadron Kavallerie ein und verbleibe so lang, bis dem Befehl des Generals
vollständig Genüge geleistet sei. Das Oberamt der Ortenau überzeugte den
General, daß die Spitalhofgebäude nicht von den Bürgern der hiesigen Gemeinde,
sondern von dem an Holzmangel leidenden Militär während der Belagerung
Kehls zerstört worden sei. Bei Annäherung der kaiserlichen Truppen sei der
Pächter ins Elsaß geflohen, den Hof ohne jede Obsorge zurücklassend.

Wie aus den Eintragungen in das Taufbuch zu entnehmen ist, hatten viele
Unteroffiziere und Gemeine der französischen und österreichischen Besatzungstruppen
ihre Frauen bei sich. Im Jahre 1796 wurden in der Pfarrkirche zu Marlen
20 Kinder dieser Soldatenfamilien getauft.

1798 wurde der Gemeinde erlaubt, eine im Kriege abgeholzte Rheininsel urbar
zu machen und sie unter die Bürger zu verteilen „in Ansehung ihrer unbeschreiblichen
Drangsalen und Schuldenlast und auch bei jeder Gelegenheit betätigten
Anhänglichkeit an ihre Landesherrschaft".

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