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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 130
(PDF, 62 MB)
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aber versteckt sich der eigentliche Sinn des Namens hinter sieben
Siegeln. Weil man bei diesen weder eine sprachlich noch volkskundlich
deutbare Lösungsmöglichkeit gefunden hat, die historisch
stichhaltig schien, so „erfand" und „erdichtete" man sagenhafte
Ortsgründer. Man griff zurück in die Zeit der Dorfgemeinschaftsbildungen
und erkor irgendeinen „verdienten" oder auch „ausgezeichneten
" Stammeskrieger zum Sippenvater dieser menschlichen An-
siedlung. So waren es in Gaggenau der Gacko, in Kuppenheim der
Kuppo, in Bermersbach der Bermar, und wie sie alle heißen mögen,
die „Stammväter" eines Dorfnamens geworden sind.

Bevor man an eine Deutung dieser Art geht, muß man sich an
die historischen Zeitumstände der Dorfgründungen begeben. Lange
Zeit lebten alle Ortschaften ein mehr oder weniger stilleres, anonymes
Dasein. Nach der Ruhelosigkeit der Völkerwanderungen
waren Sippen und Stämme, ja ganze Völkerschaften froh, in Gemeinschaft
Grund und Boden urbar machen zu können. Mehrere Ortschaften
bzw. Siedlungen trafen sich an festgesetzten Thingplätzen
oder bildeten aus Rechtssicherheitsgründen sogenannte Marken und
Genossenschaften.

Erst später, als das Land, auf dem die Menschen ihre Siedlungen
gebaut hatten, in Besitzeigenschaft von Klöstern oder kaiserlichen
Lehensträgern kamen, als die Zehntabgaben und Frondienstleistungen
notwendig wurden, da mußten die Klosterverwaltungen und
Obervogteien wissen, welchen Namen diese oder jene Ortschaft
eigentlich besaß. Und nun schickte man sogenannte Landschreiber
aus, die der Schrift wohl kundig waren, meist aber selten der Sprache.
Als ausgediente Soldaten nahmen sie erste „Beamtenstellungen" ein.
Sie kamen aber aus aller Herren Länder. In den Klöstern waren ähnliche
Verhältnisse. Und so wie die Landschreiber die Leute verstanden
haben, so schrieben sie die Namen auf.

Nun erhebt sich gleich die erste Frage. Wurden diese Namen einer
Person zuerteilt oder nicht?

Die Menschen, welche sich an den Siedlungspunkten seßhaft machten
, sammelten sich meist an solchen Plätzen an, die ihnen entweder
zugewiesen worden sind (von einem Klostergut aus oder als Lehen
von Fürst und Kaiser), oder sie suchten sich ihren Siedlungsplatz
selber, wobei sie großen Wert legten auf eine günstige Lage und
eine wirtschaftliche Ausnutzbarkeit. Als die Ortschaften sich zu
mehren begannen, man größeren Raum für die Siedler in den einzelnen
Niederlassungen beanspruchte, da steckte man die „Markun-

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