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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 131
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gen" ab, die die Grenzen zwischen den Ortschaften bildeten. Jetzt
erst tauchte auch im Dorf selbst die Notwendigkeit auf, ihrer Siedlung
einen arteigenen Namen zu geben.

Die Menschen jener Zeit aber hatten für Personenkult recht wenig
übrig. Kult im eigentlichen Sinne war diesen Menschen nur in religiöser
und in stammesmäßiger Hinsicht eigen. In religiöser begannen
sie ihren Göttern abzuschwören und christlich zu werden, in stammesmäßiger
aber kamen sie zusammen, um in Gemeinschaft Recht
zu sprechen oder gewisse „genossenschaftliche" Probleme zu erörtern
. („Markgenossenschaft der Goldgräber", Flößerzunft, Handwerkerzünfte
.)

Wenn man Ortsnamen mit Personen deuten will, dann muß man
weitervoranschreiten in der Geschichte, in das Zeitalter des Absolutismus
. Dort entstanden Siedlungen wie etwa Karlsruhe, Ludwigsburg
, Ludwigshafen u. a. m. Unsere Vorfahren aber gaben ihren Siedlungen
den Stempel der Landschaftsgebundenheit mit. Und so müssen
wir sie auch deuten. Jeder Ortsnamen, auch der schwierigste,
hat irgend etwas mit der Landschaft, ihrer Form, Beschaffenheit und
Lage zu tun.

Gewiß, eine Einschränkung muß auch hier gemacht werden. Aus
größeren Siedlungen entstanden gar bald kleinere Nebensiedlungen,
Weiler oder Höfe. Diese Weiler oder Höfe tragen in ihrem Namen
meist eine Bezogenheit zu der ersten Gründung hin. Zum Beispiel
gründete der Bischof von Speyer im vorderen Murgtal eine „Zentrale
", von der aus er das ihm zugesprochene Land „regierte". Der
Volksmund nannte sein aus Stein erbautes Dorf bald den „Weiler
des Bischofs", heute Bischweier.

Wenn man den Sinn der Ortsnamen aufschließen will, so muß man
zurückgehen zur ersten urkundlichen Niederlegung desselben. Sie
trägt aber schon die verschwommenen und verwischten Züge der
Mißverständnisse der Landschreiber. Die Sprache aber hilft uns weiter.

Au am Rhein, dessen Namen man schon um 830 aufgezeichnet vorfindet
, trägt zwei Merkmale der Deutbarkeit. Die einen sprechen von
der Festlegung durch die Römer, welche zu jenem Kastell sagten
„augia ultra renum", landschaftsbezogen aber könnte man das Wort
„ouwe" oder Au heranziehen, welches auch in Au im Murgtal oder
in Rauental enthalten ist. Mit „ouwe" bezeichnet man ein grünes
Fleckchen Land mitten im dunklen Wald oder an einem Gewässer.
Nun muß man wissen, daß zu Zeiten der ersten Siedlungen der
Rhein noch kein festes Bett besaß, daß viele der Ortschaften in

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