http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0181
kommen Nachrichten, die die Anwesenheit Maximilians im Osten
des Reiches verlangen, und er überläßt es seinen Hauptleuten, das
Werk zu Ende zu führen. Die Burg, um die sich der Ring geschlossen
hatte, fällt den Belagerern bald wie eine reife Frucht in den Schoß.
Wenn nun die Geroldsecker geglaubt hatten, jetzt das Ihrige in
Empfang nehmen zu können, so sahen sie sich enttäuscht. Ein seltsames
Ränkespiel um den Besitz der Burg hebt in der Umgebung des
Kaisers an. Es endet zunächst damit, daß Geroldseck dem Markgrafen
Christoph von Baden „zu getreuen Händen" übergeben wird.
Dieser war an Geroldseck nicht uninteressiert. Die Burg mochte ihm
einiges wert sein für die Sicherung und den Ausbau seines Ortenauer
Besitzes. Vielleicht erinnerte man sich auch an die Silbervorkommen
in dieser Gegend und spielte mit dem Gedanken, sie neu auszunutzen.
Sicher hatte der geschäftstüchtige Markgraf bei der Übernahme der
Burg seine eigenen Pläne.
Für die Geroldsecker aber bedeutete diese Entwicklung eine
schwere Enttäuschung. Wenn man in der Chronik immer wieder
liest, wie lieb und wert Herr Gangolf dem Kaiser war und wie sehr
dieser seine Dienste zu schätzen wußte, dann wundert man sich
einigermaßen über das Zögern Maximilians bei der Bereinigung der
Angelegenheit. Nun dachte der Habsburger freilich in größeren politischen
Zusammenhängen und verlor den eigenen Vorteil nie aus
dem Auge. Gangolf hielt trotz allem im Dienst des Kaisers aus und
begleitete seinen Herrn 1508 auf dem Zug nach Mailand. In eigener
Sache blieb ihm nichts übrig als abzuwarten und den Kampf um sein
gutes Recht mit allen Mitteln weiterzuführen. Seine Gegenspieler
waren indessen auch nicht müßig, und es wurde dem Kaiser sogar
nahegelegt, die Burg abreißen zu lassen und so das Streitobjekt aus
der Welt zu schaffen. Es mag Gangolfs persönliches Verdienst gewesen
sein, durch geschicktes Ausnutzen der Gegensätze die Sache
schließlich doch für sich und sein Haus zu einem guten Ende geführt
zu haben. „Anno 1511", so lesen wir in der Chronik, „wurde Herrn
Gangolf dem Jüngeren und seinem Bruder die Burg eingeantwortet
und zugestellt." Aber Habsburg hielt seine Hand darauf. Sie wurde
österreichisches Mannlehen (1526).
Es mag für die Herren ein seltsames Gefühl gewesen sein, als sie
zum ersten Mal wieder die alte Stammburg betraten und von der
Höhe in das Land ihrer Väter hinausschauten. Es erwartete sie aber
sich zu Reutlingen befinde, es in Person belagern wolle und zu diesem Zweck 5000 Mann aus den
Gebieten des Sundgaus, Breisgaus und den benachbarten Gegenden aufgeboten habe.
12'
179
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0181