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knechten gehörte. Der Förster für die Waldungen bei Gengenbach mußte „in
einem der Häuser wohnen, die die Geißenhäute gaben, damit die Leute wüßten,
wo sie ihre Holzzettel lösen sollten. Außerhalb von Gengenbach sollten die
Förster auf den Dinghöfen wohnen"75).
In die Geißenhaut-Häuser mußte der Abt auch dreimal im Jahre für das Kirchspiel
Gengenbach seinen Weinbann legen mit dreierlei Weinen, also eine Art
Straußwirtschaften, aber auch mit Großverkauf. Zu den Geißenhaut-Häusern gehörten
auch die Herbergen zum Adler und zur Sonne. Es wird nun wohl so gewesen
sein, daß aus diesen Straußwirtschaften sich die Herbergen zum Adler und
zur Sonne erst im Laufe der Zeit zu Gasthäusern entwickelt haben.
Zum Geißenhautbezirk gehörte auch die Fronmühle im Oberdorf. Sie mußte
jederzeit zuerst und sofort für die Geißenhautleute mahlen, sonst durfte jeder sein
Korn wieder holen und anderswo mahlen lassen oder das fremde Korn wegnehmen76
).
Wieviel auch immer jemand von dem sogenannten „alten Gut" bewirtschaftete,
ob es viel oder wenig war, davon brauchte er bloß einen Fall zu geben, was
er dagegen von „neuem Gut" hatte, da war er von jedem Stück fallbar77).
Der Berg zwischen Pfaffenbachtal und oberem Haigerachtal verrät uns noch
etwas anderes. Er hieß nämlich früher Kupferbihel78). Ein solcher Name kommt
nie von ungefähr, sondern deutet auf eins der damals so seltenen Kupferbergwerke78
). Doch sind später keine Nachrichten mehr darüber aufzufinden. Der
Betrieb mag als nicht mehr lohnend wieder aufgegeben worden sein. Die Nuschen-
rutihäuser selbst bildeten einen richtigen Bergwerksort.
Gleichzeitig mit der Erschließung des Pfaffenbachtales gingen weitere Rodungen
in den obersten Seitentälern zum Haigerachbach einher, so daß auch dort neue
Einzelhöfe entstanden. Der gesamte alte und neue Siedlungsraum wurde nun so
verteilt, daß das obere Haigerachtal, von der Einmündung des Pfaffenbachs an
aufwärts, der Curie Heidinger (Heidiger, oft mit a geschrieben, verkürzt Heiger,
„in der Geißhaut") zugeteilt wurde80).
Das Pfaffenbachtal und das Tal zu beiden Seiten des unteren Haigerachs bis
zur Stadt Gengenbach wurde in der neugeschaffenen Curia „im Pfaffenbach" vereinigt
. Jedoch kam im unteren Haigerach nicht alles zur neuen Curie Pfaffenbach,
7S) Swer ze Gengenbach vorster ist, der sol sitzen in der huezer einime, die die
geizhuite gebint, durch daz die lüte wizzent, wa si ir phant sulient loezen, anderswa sol
man den vorster soechen in den dinghoevin. RI 1275 , 20; M 1516, 112, 113.
") So het min here der abbit und daz gotzhus /recht/ an der muillen, die da heizet Vronmülc.
Swer sitzet uf den hovestetin, die geizhuite gebint, daz die niergent sulint malen wände zuo der
selben muiln, unde hant si da wider reht: ze welre zit si das körn dar vuerint, ist es mornen ze der
seibin zit niht gemaln, so soln si es anderswar vueren, swar si wellen. Ist aber das, das ieman da
male, der niht sitzet uf den hovestetin, die geizsehuite gebint, das sol man abnemin und sol man
von denen maln, die uf den hovestete sitzent, ebenda. 77) s. oben 3. Kap. Anm. 70 78) B 2819, S. 251.
79) Ein Kupferhaus mit Ritterstube gab es im Gengenbacher Klosterbezirk nicht. Die Stelle in den
Monumenta S. 185: „Der Herzog von Lothringen . . . logierte in der Ritterstuben auf dem Kupfer-
h a u s", beim 27. Oktober 1678 ist ein Lesefehler statt Kiiferhaus. „Seine hochfürstliche Durchleucht
waren logiert in der Rütterstuben auf dem Kuefferhau ß", H 229, 254. H 229 war die Quelle
für die Monumenta. Dieses Küferhaus war also der repräsentativste Bau außerhalb nnd neben der
Abtei, verzeichnet auf dem Bauplan der Abtei von 1803 GK.
»•) B 2795/2802 , 2807, 2809/10, 2812, 2816, 2817, 2818/19.
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