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sondern nur die jüngeren Höfe, Felder usw., während die alten Höfe und Güter,
die schon vor 1275 die Geißhaut zinsten („die Geißhaut gaben"), auch weiterhin
bei diesem alten Verband blieben, da sie bevorrechtet waren und daher bleiben
mußten. Zur Curie Pfaffenbach gehörten also alle landwirtschaftlich genutzten
Güter im Pfaffenbachtal selbst, wobei noch zu erwähnen ist, daß die einzelnen
Höfe über die angrenzenden Berggrate hinüberreichten81), was ebenfalls eine
jüngere Rodungsgeometrie verrät. Schon am Ausgang dieses Tales gehörte auch
die andere Talseite im Haigerach zur Curie Pfaffenbach. Die Südseite (Winterseite
)82) des unteren Haigerachtalzuges gehörte vollständig zu dieser Curie. Dazu
gehörte ferner die Winterseite des sogenannten Oberdorfes und das Acker- und
Gartengewann „in der Winterhalde", das bis an die eigentliche Stadt heranreichte.
Auf der Nordseite (Sommerseite) des Tales gehörten von der dortigen Hälfte des
Oberdorfes und vom Hungerberg noch ein Teil (nämlich die jüngeren Höfe) zur
neuen Curie Pfaffenbach. Da die Höfe vom Oberdorf auch jenseits der Kinzig
und der Brückenhäuser Felder hatten, gehörten auch deren Felder zur neuen
Curie bzw. zur Curie Geißhut8'). Jetzt sind wir nicht mehr erstaunt, daß diese
Curie als Großkammerei auftritt. Das Kammerhaus stand im Oberdorf auf der
Winterseite84).
Zur Geißhaut zinsten auch die wichtigsten Häuser in der Stadt, z. B. das Kaufhaus85
), die Herbergen zum Adler, zur Sonne86), die Großmühle im Oberdorf87),
die Badstube88), der Schütterer Hof80) und andere. Die Zehntbezirke in diesem
Bereich waren im 15. Jahrhundert „Heydiger, Pfaffenbach, Hungerberg90)". Nach
dem Dreißigjährigen Krieg befand sich das Kammerhaus nachweisbar nicht weit
vom Kammerhaus der Curie Pfaffenbach, aber auf der gegenüberliegenden
Sommerseite91).
Der Reichenbachfluß hat als letzten bedeutenden Quellfluß den Schwärzenbach,
der aus dem gleichnamigen Tal hervorkommt. Aber es gibt auch noch ein Schwärzen-
bächlein in der Binsmatt, nicht weit von Gengenbach. Nach 1300 wurde auch hier
gerodet und am Ausgang des Tälchens eine Curie angelegt, die den Namen
Schwärzenbach bekam. Sie wurde so beschrieben: „an dem Schwärzenbächlein in
der Bintzmatt gelegen, alleyne obwendig (= oberhalb) Büntzenmatten, zwüschent
der Burger walt zu beiden siten und nydewendig (= unterhalb) des Liebach hoff "92)-
Dort steht auch jetzt noch ein Hof. Im Tälchen selbst gab es nur noch einen Hof,
der 1424 des Liebach hoff und 1693 des Braun Hansen Hoff in Büntzmatt hieß
und heute in der Mitte des Tales liegt. Beide bildeten eine gewisse Verwaltungseinheit
. Die Curie Schwärzenbach stand 1331 unter den Freihöfen verzeichnet. Im
17. Jahrhundert war sie anscheinend in Erbpacht ausgegeben und während des
Dreißigjährigen Krieges vom Inhaber widerrechtlich als eigentümlich verkauft
worden. Das war für den Rat von Gengenbach eine willkommene Gelegenheit,
") B 2819 fol. 248 ff.
fli) Uber die befremdlich anmutenden Angaben von Himmelsrichtungen klärt am besten eine
Karte auf. M) B 2819 fol. 54 u. a. Die Hutmatten vor Strohbadi gehörten z. B. zur Geiß h u t.
Ebenda fol. 116. ") Ebenda fol. 6. 8t) Ebenda fol. 8, 22, 65. »') Ebenda fol. 24.
88) Ebenda fol. 25. •») Ebenda fol. 14, 26. ••) B 2792 fol. 18 b ff. »■) B 2819 fol. 140 f.
") Curienbuch B 2T92 von 1424 fol. 57; H 229, 1693, 417 f. Diese Lagebezeichnung ist völlig eindeutig.
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