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und schließlich Zinssammler in einer Person, freilich nur für den verhältnismäßig
kleinen Bezirk des Reichstales. Es war eine angesehene und begehrte Stellung.
Somit geben uns diese beiden Weistümer ein anschauliches Bild über die abteilichen
Rechte in der ganzen klösterlichen Grundherrschaft und im besonderen im
Reichstal Harmersbach, das dadurch auch in seinem grundherrlichen Bereich
gänzlich ohne auswärtige Abhängigkeiten oder Bindungen war. Dies war schon
vor der politischen Trennung von Zell a. H. der Fall und wahrscheinlich der
Grund dafür, daß eine gesonderte Pfandschaft später daraus gemacht werden
konnte.
Seltsam entwickelten sich die Verhältnisse in Berghaupten. Die Fläche der
heutigen Gemarkung gehörte zu zwei verschiedenen Grundherrschaften, der nördliche
Teil dem Kloster Schuttern, der südliche dem Kloster Gengenbach. Durch das
eigentliche Berghauptener Tal ging irgendwo die Grenze hindurch. Von jedem der
beiden Teilherren wurden Kleinsiedlungen und je eine Kapelle erbaut: St. Georg
von Schuttern, Unserer Lieben Frauen zu den 4 Stegen im Pfuhl von Gengenbach.
Der Schutterner Bezirk war eine Außensiedlung von Zunsweier, kirchlich eine
Filiale der dortigen Pfarrei, wurde aber zeitweise von Gengenbach pastoriert. 1736
wurden beide Kirchenteile zu einer selbständigen Pfarrei vereinigt. Die Pfarrkirche
St. Georg wurde 1750/52 erbaut, verschiedene Male erweitert, zuletzt 1957. Schuttern
war der Zehntherr127).
Auf der kleinen Anhöhe südlich vom Berghauptener Tal erhob sich ein Burgstall
mit einem klösterlich-gengenbachischen Dienstmannengeschlecht. Zum Turm gehörte
ein Dinghof, also ein grundherrlicher Bezirk, dessen Abgaben zusammen mit
dem Geleitpfennig das Einkommen der Burgstallbewohner ergaben. Zur Zeit der
Erbauung des Turmes muß die Kinzig weiter östlich als heute geflossen und am
Fuße des Turmes die Hauptlandstraße des Tales vorbeigezogen sein. Der Turm
verschwand vor dem 13. Jahrhundert nach abermaligem Wechsel des Kinziglaufs
und Rückverlegung der Talstraße auf die rechte Kinzigseite.
Die volle Behauptung der Grundherrschaft ist dem Kloster hier nicht gelungen.
Die ersten Verluste sind zeitlich nicht festzulegen, also wohl schon früh eingetreten
. Den Rest seiner Grundherrschaft in Berghaupten hat das Kloster fürsorglich
in Eigenbau genommen bis 1798 und dadurch glücklich festgehalten.
Dieser unmittelbare Besitz betrug damals noch 91 Jeuch Äcker, 34 Jeuch Matten
und 24 Haufen Reben (= 6 Morgen), war also immer noch ein beträchtlicher Teil
der Berghauptener Gemarkung. Dazu kam noch der Weidgang des Klosters auf
dem sogenannten Großen Feld von Berghaupten128). Der klösterlich-gengen-
bachische Dinghof wurde 1456 in das Jagdhaus Falkenweiher umgewandelt. Die
umfangreiche Anlage war rings von einem Weiher umgeben. Von allen 4 Seiten
führte ein Steg zu dem Gebäudekomplex, zu dem auch die Kapelle zu den 4 Stegen
gehörte. Der Blitzschlag von 1556 hat diese ganze Anlage vernichtet. Sie wurde
nicht wieder aufgebaut129).
1!7) H. Wagner, Geschichte und Sagen vom Dorf Berghaupten.
,M) U. vom 1?. Mai 1790, GK 30/11 Berghaupten.
"•) GK 30/72; Ruppert, Geschichte des Hauses und der Herrschaft Geroldseck 244ff.; Wagner a.a.O.
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