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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 6
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0008
Die Ortenau als historische Landschaft

Von Otto K ä h n i

Unter „Ortenau" versteht man heute eine Kleinlandschaft, die vom Ausgang des
Kinzigtals mit Offenburg als Mittelpunkt nach Süden, Osten und Norden in die
Oberrheinische Tiefebene hineingreift. Es ist jedoch schwierig, diesen geographischen
Begriff klar zu umreißen. Wer könnte mit Sicherheit sagen, wie die Grenzen dieser
Landschaft verlaufen? Dazu kommt, daß der Landschaftsname im Bewußtsein der
Bevölkerung nicht sehr verankert ist. Erst die alljährlich in Offenburg stattfindende
Ortenauer Herbstmesse hat der Bevölkerung den Namen ihrer Heimat nähergebracht
.

Vor 160 Jahren war der Name „Ortenau" nicht nur ein geographischer, sondern
ein staatsrechtlicher Begriff. Er bezog sich auf einen der vielen Kleinstaaten des
Römischen Reichs Deutscher Nation, die vorderösterreichische Landvogtei Ortenau.
Aber auch unseren Vorfahren, den Untertanen dieser Herrschaft, scheint der Name
„Ortenau" nicht viel bedeutet zu haben. Sonst würden wir in einem Offenburger
Zunftbrief aus dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht lesen: „Reichsstadt Offenburg
im Breißgau".

Die Reichsland vogtei Ortenau war erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
entstanden. Sie war aus einem größeren politischen Gebilde herausgewachsen. Dies
war der alte Alamannengau „M o r t e n a u", der sich zwischen Rhein und
Schwarzwald von der Bleich bis zur Oos und Murg erstreckte und in karolingischer
Zeit als Grafschaft in das Fränkische Reich eingegliedert worden war.

Im 11. und 12. Jahrhundert war die Grafschaft Mortenau ein Teil des Staates der
Herzöge von Zähringen, löste sich aber, wie alle Grafschaften, in ein lockeres Bündel
selbständiger Herrschaftsgebiete auf. Eingeleitet wurde dieser Auflösungsprozeß
durch das Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218). Beschleunigt wurde er
durch den Untergang des staufischen Kaiserhauses, das den Streit um das zäh-
ringische Erbe benutzt hatte, um zwischen dem staufischen Reichsgut in Schwaben
und im Elsaß eine Brücke zu schaffen. Die Fürsten stürzten sich auf das Reichsgut.
Was Rudolf von Habsburg nach dem unseligen Interregnum von dem verlorenen
Reichsbesitz zurückerobern konnte, war das Kernstück, auf das sich nunmehr der
staatsrechtliche Begriff „M ortenau" beschränkte. Da die Burg
Ortenberg der Verwaltungsmittelpunkt dieses kleinen Territoriums war, wandelte
sich offenbar unter dem Einfluß des Burgnamens der Name des Herrschaftsgebietes.
Aus „Mortenau" wurde „Ortenau". Das Ortenauer Stockurbarium vom Jahre 1727
weist noch auf diese Entwicklung hin: „Die Landvogtey Ortenau wurde vor Zeiten
Mortenaw oder Mortengaw genannt, unter welchem Namen nicht allein der jetzige

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