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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 113
(PDF, 128 MB)
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sowie zu Treppen verwandt worden. Nur für die städtischen Bauten sind die Sand-
Lind Kalksteinbrüche in dem Vorhügelland genutzt worden. In der südlichen Ortenau
ist auch gelegentlich das Fachwerk mit Bruchsteinen ausgesetzt worden.

Das dritte Stockwerk, der Wald, läßt nur eine bescheidene Landwirtschaft zu. Er
gehört mit den gerodeten Weidbergen zur Welt des Viehzüchters und der Feld-Graswirtschaft
mit den ihnen angepaßten Einzelhöfen. Hier steht der ideale Baustoff vor
der Türe, so daß in diesem Teil der Ortenau ein eindrucksvolles Holzbaugebiet entstanden
ist, das sich erst in jüngster Zeit in eine Steinbaulandschaft verwandelt.

Die geologischen Eigenarten und die geographische Lage des Gebietes haben in
der Vergangenheit auch den Ablauf der Besiedlung bestimmt und auf die geschichtlichen
Ereignisse der Ortenau eingewirkt, die beide wiederum die Hausformen beeinflußt
haben. Wenn wir Walters1) Darstellung über den Gang der Besiedlung
folgen, dann müßten wir in dem zuerst besiedelten zweiten Stockwerk, auf der
Niederterrasse und im Vorhügelland die Nachkommen der ursprünglichen Häuser
suchen, denn die ältesten Formen sind selbstverständlich nicht überkommen. Nach
dem Ausbau dieses Stockwerkes wurde das Bruchgebiet der Rheinebene entwässert
und für den Menschen bewohnbar gemacht. Hier müßte demnach die Anknüpfung
an die Ausgangsform einer jüngeren Hausart zu finden sein, die in diesem Gebiet
mit hohem Grundwasserstand und ständiger Überschwemmungsgefahr unter Ausnutzung
der technischen Erfahrungen, die man beim Bau der Häuser in dem Vorhügelland
gewonnen hatte, entwickelt worden ist.

Nachdem Vorhügelgebiet und Rheinebene besetzt waren, drang der Mensch mit
Rodungshöfen in den Wald ein, der eine ganz andere Bewirtschaftung erforderte,
einen anderen Baustoff bot und damit den Menschen vor neue Aufgaben stellte.
Hier im Wald mußte die jüngste Hausform der Ortenau entstehen, bei der die
Bauerfahrungen, die man bis dahin gesammelt hatte, verwendet wurden.

Wenn auch die wirtschaftlichen Notwendigkeiten, die sich aus der geologischen
Anlage des Gebietes ergeben, die Häuser geformt haben, so darf ihr Einfluß nicht
überschätzt werden, obgleich sie hier an erster Stelle aufgeführt sind. Diese Erfordernisse
allein schaffen von sich aus noch keine Formen; sie stellen nur bestimmte
Aufgaben an den Menschen, welcher der eigentliche Gestalter unserer
Häuser bleibt. Rückblickend ist er es in der Ortenau in dreifacher Hinsicht gewesen.
Einmal in seiner Eigenschaft als Träger der Siedlungstätigkeit und als Territorialherr
, der die Siedler, darunter auch Landfremde, ansetzt und zunächst durch Zuteilung
und Bemessung der nötigen Baustoffe und später durch baupolizeiliche Bestimmungen
die Hausform entscheidend zu beeinflussen vermag. Zum zweiten als
Erbauer der Häuser, für den einmal aus einer inneren Haltung heraus sein Haus
mehr ist als eine Ansammlung von Räumen zur Erledigung der notwendigen Arbeiten
und zur Befriedigung der einfachsten persönlichen Bedürfnisse, und zum dritten
als Gestalter der Häuser, der mit mehr oder minder großem technischem Geschick
und seiner künstlerischen Gestaltungsgabe die gestellten Bauaufgaben meistert.

Des weiteren sei noch auf die fruchtbaren und wechselvollen Beziehungen zu dem
benachbarten Elsaß mit seiner Hauptstadt Straßburg hingewiesen. Sie ergaben sich

!) Walter, Michael, Die Besiedlung der Ortenau in geschichtlicher Zeit. „Die Ortenau", 16. Heft 1929.

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