http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0135
deckung mit Lehmstroh, deren unterste Strohlage dicht mit Lehm gestrichen wird.
Diese Lehmstrohdächer haben sich in der Praxis bewährt, denn im Gutachtal und
von ihm ausgehend im mittleren Kinzigtal sind bis vor wenigen Jahren noch sehr
viel Strohdächer zu finden gewesen. Im Innern ist das Hausgerüst mit Hochsäulen
in der Art der Schwarzwälder „Heidenhäuser", mit denen es die Zweigeschossigkeit
teilt, oder mit den liegenden Stühlen des Kinzigtäler Hauses abgezimmert.
Abb. 19.
Gutach, Vogtbauernhof.
Erbaut 1573
Alle Schwarzwälder Häuser werden begleitet von einer Reihe kleinerer Gebäude
, wie Leihgeding- und Berghäuschen, Speicher, Mühlen und Schöpfe, mit
denen sie zusammen den Hof bilden. Diese Höfe sind die Mittelpunkte in sich
geschlossener Wirtschaftskreise gewesen. Ihre Einzelbauten sind dem Hauptgebäude
des Hofes nachgestaltet. Daher haben die Kleinbauten der Kinzigtäler Höfe „Nußbühnen
", Halbwalme und Stelzungen, während sie in den Bereichen des Gutacher
Hauses und der „Heidenhäuser" das Halbgeschoß, den Halbwalm und ein steinernes
Untergeschoß nicht besitzen.
Dieses Neben- und Miteinander sehr unterschiedlicher Hausformen in einem
Gebiet wie die Ortenau ist selten und daher bemerkenswert. Es ist ein eindruckvolles
Zeugnis für die bewegte Geschichte dieses Gaues und die Buntheit seiner
nicht minder lebhaft gestalteten Landschaft.
Verzeichnis der Schriften, die sich mit den Häusern der Ortenau befassen.
Gruber, Otto, Deutsche Bauern- und Ackerbürgerhäuser. G. Braun, Karlsruhe 1926.
Schiiii, Hermann, Bauernhäuser der Ortenau. „Die Ortenau", 23. Heft 1936. Das
Heidenhaus. „Die Ortenau", 24. Heft 1937. Die Verteilung der Hausarten in der Ortenau.
„Die Ottenau", 27. Heft 1940. Sinnbilder, Hauszeichen und verwandte Symbole in unserer
badischen Heimat. „Mein Heimatland", Heft 2/1941. Landesverein Badische Heimat.
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