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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 180
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sal des Protestantismus in den von ihm reformierten Gebieten: Wilhelm übertrug
nämlich, um dem Kaiser jeden Vorwand zu Gewaltmaßregeln zu nehmen, die Regierung
seinem katholischen Bruder Friedrich. Dieser, obwohl versöhnlich und
duldsam, konnte die Rücksicht auf seinen andersgläubigen Bruder, mit dem er
stets in bestem Einvernehmen gelebt hatte, doch nicht so weit treiben, daß er ihm
zuliebe die Ungnade des Kaisers auf sich lenkte, der ohnehin schon mit der Entziehung
der Landvogtei gedroht hatte. So war denn die Rekatholisierung des Kinzigtales
die unvermeidliche Folge dieses Regierungswechsels.

Dem Charakter des neuen Landesherren entsprechend, wurde sie in durchaus
maßvoller Weise vollzogen. Als sowohl die Städte Wolfach, Haslach und Hausach
wie die Synode der evangelischen Geistlichen sich unter gewissen Vorbehalten bereit
erklärten, das Interim anzunehmen, mit welchem Karl V. im Jahre 1548 ohne
Rücksicht auf Papst und Konzil eine vorläufige Einigung der Konfessionen anzubahnen
hoffte, verzichtete Friedrich auf radikale Änderungen. Auch die Weigerung
der Prädikanten, die Messe zu lesen, konnte diesen Entschluß nicht umstoßen, denn
im Fall ihrer Entlassung hatte Friedrich, wie er selbst zugab, keinen genügenden
Ersatz an katholischen Priestern zur Verfügung, so daß eine völlige Verwahrlosung
des kirchlichen Lebens zu befürchten gewesen wäre. Immerhin mußte Friedrich,
um den Zorn des Kaisers nicht heraufzubeschwören, seit dem Jahre 1549 die
Wiederherstellung des alten Glaubens offener betreiben. Aber er verfuhr auch jetzt
noch ohne jede Härte und nahm auf die Gewissensnöte Evangelischer in vorbildlicher
Weise Rücksicht, indem er den Besuch des Gottesdienstes in benachbarten
Gebieten, zur Osterzeit auch den häuslichen Genuß des Abendmahls in beiderlei
Gestalt gestattete. Erst als nach Friedrichs Tode das Kinzigtal an seinen minderjährigen
Enkel Albrecht kam und dessen Vormundschaft von zwei katholischen
Oheimen übernommen wurde, setzte die Reaktion mit stärkeren Kräften ein39).
Wie langsam aber dieses Werk vonstatten ging und wie weit man selbst in den
siebziger Jahren noch von einem geordneten katholischen Kirchenleben entfernt
war, erhellt aus einem Visitationsbericht des Konstanzer Weihbischofs Balthasar
von Askalon, der noch über viele Mängel in der Gesinnung der Bewohner und
Amtsvorstände sowie in der Ausrüstung der Kirchen zu klagen hatte.

Während so im fürstenbergischen Kinzigtal die alte Lehre sehr behutsam und
allmählich wiederhergestellt wurde, nahmen die Dinge in der Landvogtei viel
rascher eine für den Protestantismus ungünstige Wendung. Zunächst gedachte
Graf Friedrich auch hier die Untertanen zur Annahme des Interims bewegen zu
sollen, aber der Vogt Musler, den er mit der Durchführung dieser Maßnahme betraute
, hielt es mit Recht für nicht ganz unbedenklich, in dieser Angelegenheit ohne
vorherige Vereinbarung mit dem Straßburger Bischof vorzugehen, dem als Pfandherrn
der halben Vogtei ein Mitbestimmungsrecht nicht abgestritten werden konnte.
Die Stellungnahme des Bischofs war vorauszusehen. Er erklärte, er dürfe und
könne als katholischer Fürst das Interim seinen Untertanen nicht aufdrängen, sondern
müsse auf der strikten Durchführung der alten Lehre bestehen, an der er,

39) Vgl. E. Batzer, Neues von den alten Bergwerken bei Wolfach und Schiltach und von der Gegenreformation
im oberen Kinzigtal. In: „Ortenau" 17 (1930) S. 75—80.

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