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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 183
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Markgrafen stand und zudem um die Mitte des 16. Jahrhunderts so heruntergekommen
war, daß es überhaupt nur noch drei Konventualen zählte. Als der Abt
1569 starb und die Mönche mit den Klosterschätzen und Urkunden nach Straßburg
flüchteten, konnte der Markgraf die Administration ohne Schwierigkeit dem
Schwarzacher Pfarrer Michael Schwan übertragen.

Wie in der Markgrafschaft Baden, so wurde auch in der Herrschaft Geroldseck
seit dem Ende der vierziger Jahre der Protestantismus eingeführt. Der Sohn, des
obenerwähnten Gangolf von Geroldseck, Quirin, der 1548 die Regierung antrat,
bekannte sich sofort offen zum Luthertum und besetzte die Pfarreien mit evangelischen
Predigern.

Das Verhältnis der Konfessionen hatte also in den fünfziger und sechziger Jahren
gerade eine Umkehrung erfahren. Während in den ursprünglich für die Reform
gewonnenen Gebieten des mittleren Kinzigtales der Katholizismus wiederhergestellt
wurde, gewann nun in dem ganzen Kranz der umliegenden weltlichen Herrschaften
die evangelische Lehre festen Boden. Dazu trug nicht nur der im Jahre
1555 abgeschlossene Religionsfriede sein Teil bei, sondern wohl auch die haltlose
Regierung Kaiser Maximilians IL, der zwar trotz unzweifelhafter Hinneigung
zum Protestantismus aus Charakterschwäche und aus Gründen der äußeren Politik
einen offenen Übertritt zur neuen Lehre vermied, ihrer Entwicklung im Innern des
Reiches aber keine ernsten Hindernisse in den Weg legte. Trotzdem war die Lage
der evangelischen Kirche, wenn man die Gesamtheit der europäischen Verhältnisse
überblickt, gerade in den sechziger Jahren keineswegs sehr aussichtsreich. Dem
deutschen Luthertum gebrach es empfindlich an Einheitlichkeit und Stoßkraft, Träger
einer evangelischen Weltpolitik war einzig der französische Calvinismus, aber
gerade dieser befand sich damals in einer Krisis, die auch auf dem Boden der Or-
tenau tiefe Spuren hinterlassen sollte. Das Jahr 1569 darf in der Geschichte der
Ortenau deshalb eine besondere Bedeutung beanspruchen, weil in ihm zum erstenmal
ein außerdeutscher Konflikt unmittelbar in ihr landschaftliches Sonderdasein
eingriff. Der dröhnende Hufschlag der oranischen Reitergeschwader, die damals
unsere Fluren zerstampften, bildete den ahnungsvollen Auftakt einer mehr als
zweihundertjährigen Periode von Kriegsleiden, die erst im Zeitalter Napoleons
ihren Abschluß finden sollte.

Nachdem der Versuch Wilhelms von Oranien, von Deutschland aus die Rückkehr
in die Niederlande zu erzwingen und der Herrschaft Albas ein Ende zu machen, gescheitert
war, wandte sich der Oranier, um den Rest seines Heeres der protestantischen
Sache dienstbar zu machen, im November 1568 nach Frankreich, wo kurz
vorher der zweite Hugenottenkrieg ausgebrochen war. Aber auch hier war ihm das
Glück nicht hold. Meutereien seiner seit 10 Monaten unbesoldeten Truppen zwangen
ihn, den Kriegsschauplatz zu verlassen und mit etwa 8000 Mann in der Gegend
von Straßburg und Zabern Quartier zu beziehen. Begreiflicherweise hegte man in
der Ortenau die Befürchtung, daß diese wenig disziplinierten Söldnerscharen entweder
durch den weiteren Gang der Kriegsereignisse oder durch Mangel an Verpflegung
genötigt werden könnten, den Rhein zu überschreiten, und besonders bedroht
mußten sich die katholischen Landesteile fühlen, die außer den Rücksichts-

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