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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 189
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Blut und Tränen durchschreiten mußte, ehe es der Morgenröte einer hoffnungsreicheren
Zukunft entgegengehen konnte. Wir betreten die Schwelle des trübsten
Zeitraums der deutschen Geschichte, der auch über die Ortenau ein fast unerträgliches
Übermaß von Leiden ergoß.

IV. Die Ortenau im 17. und 18. Jahrhundert. Kriegsschicksale
und territoriale Wandlungen.

Am Anfang des 17. Jahrhunderts war das gegenseitige Mißtrauen der beiden
Religionsparteien aufs höchste gestiegen. Man stand mit bereitgehaltenen, wenn
auch noch verborgenen Waffen einander gegenüber, entschlossen, im nächsten Augenblick
loszuschlagen. Wie zu allen Zeiten so mußte auch damals die Rüstungspolitik
mit dem durchsichtigen Flitter harmloser Friedfertigkeit bemäntelt werden. Es klang
ganz unverfänglich, wenn es hieß, die Truppen, die dieser oder jener Fürst ansammelte
, die Festungen, die er errichtete oder ausbaute, sollten nur den Zwecken
der „Landesdefension" dienen. Aber auf die Dauer konnten weder die Rüstungen
noch ihr wahrer Zweck verborgen bleiben. Es bedeutete deshalb eine gewisse Klärung
der Lage, daß in den Jahren 1608 und 1609 die Waffenbündnisse der beiden
Parteien unter den Namen Union und Liga offen ans Licht traten. Die Kräfte waren
nun auf beiden Seiten zu geballten Ladungen zusammengeschlossen, die nur einer
unscheinbaren Zündung bedurften, um ihre verheerende Wirkung zu tun.

In dem voraussichtlichen Wirkungskreis dieser gefahrdrohenden Rüstungen lag
die Ortenau mitten inne. Markgraf Georg Friedrich von Baden war eine der Hauptstützen
der Union, in deren Truppenkontingent er das Reiterkommando übernahm,
während das Haus Österreich und das Bistum Straßburg, das seit 1607 dem österreichischen
Erzherzog Leopold unterstand, von Anfang an zusammen mit Baiern
den Kern der katholischen Liga bildeten. Seitdem im Frühjahr 1609 das herzogliche
Haus von Jülich ausgestorben und dadurch in die ohnehin sehr geschmälerte Zahl
der weltlichen katholischen Fürstenhäuser eine empfindliche Lücke gerissen war,
stieg das feindselige Mißtrauen, mit dem sich die beiden Parteien argwöhnisch betrachteten
, womöglich noch höher. Als Bischof Leopold von Straßburg in diesem
Jahr Truppen zusammenzog, die angeblich zum Eingreifen in den Jülicher Erbfolgestreit
bestimmt waren, fühlten sich doch alle oberrheinischen Nachbarterritorien unmittelbar
bedroht, in erster Linie die Pfalz, die auf evangelischer Seite eine führende
Stellung einnahm, sodann Baden-Durlach, das für die okkupierten baden-badischen
Landesteile fürchtete, und der Herzog von Württemberg, der als Pfandherr des
bischöflichen Amtes Oberkirch gerade vom Bistum Straßburg die ersten Feindseligkeiten
zu gewärtigen hatte. Da das bischöfliche Heer nun gar nicht, wie seiner angeblichen
Bestimmung entsprochen hätte, an den Niederrhein geführt wurde, sondern
im Elsaß versammelt blieb, zögerten die verbündeten Protestanten nicht, ihrerseits
loszuschlagen und rückten im Frühjahr 1610 mit 16 000 Mann im Elsaß ein.
Zu kriegerischen Ereignissen von Bedeutung kam es indessen nicht, im August wurde
zu Willstätt ein Vertrag geschlossen, der beiden Teilen die baldige Entlassung ihrer

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