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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 242
(PDF, 128 MB)
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Landesherr, obwohl er für die Rangerhöhung und Machterweiterung durchaus nicht
unempfänglich war, hieran einen gewissen Anstoß nahm. Wir dürfen es dem ganz
auf das Reale gerichteten Scharfblick des badischen Unterhändlers in Paris, Sigmund
von Reitzenstein, zuschreiben, daß diese reichsfürstlichen Bedenken am Ende wirkungslos
blieben. Wenn Baden während der Verhandlungen über den großen Lune-
viller Länderschacher als einziges unter allen deutschen Ländern gegen einen übermächtigen
Gegner die Fahne patriotischen Stolzes hätte hochhalten wollen, so wäre
das mit politischem Selbstmord gleichbedeutend gewesen. So konnte man sich
wenigstens mit einem unverhofft reichen Landgewinn über die demütigende Abhängigkeit
von Frankreich trösten, die Baden mit den anderen deutschen Staaten
teilte, der es aber freilich auch als Grenzland in besonders fühlbarer Weise ausgesetzt
war.

Gerade die Ortenau wurde im Jahre 1804 zum Schauplatz einer französischen
Völkerrechtsverletzung, die in ganz Deutschland lebhaften Unwillen erweckte. Zu
den zahlreichen Emigranten, die, wie oben erwähnt, in unserer Gegend eine Zuflucht
gefunden hatten, gehörte auch der junge Herzog von Enghien, Ludwig
Heinrich von Bourbon, ein Angehöriger des berühmten Hauses Conde. Nachdem
er anfangs in das Emigrantenkorps eingetreten war und 1796 dessen Kommando
übernommen hatte, schlug er nach Abschluß des Luneviller Friedens seinen Wohnsitz
in Euenheim auf, wo ihn eine zarte Neigung zu seiner Kusine, der Prinzessin
Charlotte von Ronan, einer Nichte des Straßburger Kardinals, auch noch nach dem
Tode des letzteren (Februar 1803) festhielt. Die badische Regierung bereitete seinem
Aufenthalt keine Hindernisse, da er sich jeder politischen Betätigung zu enthalten
schien und auch der französische Geschäftsträger in Karlsruhe noch niemals angedeutet
hatte, daß seine Anwesenheit unerwünscht sei. Der Herzog bezog zwar
eine Pension von England, verhielt sich aber gegenüber den englischen Agenten, die
eine tätige Organisation der in Deutschland lebenden französischen Royalisten ins
Leben rufen wollten, völlig ablehnend. Das verhinderte nun freilich nicht, daß
ehrlose Spitzel die Aufmerksamkeit des argwöhnischen ersten Konsuls auf diesen
Sproß des ehemaligen französischen Königshauses lenkten und den Herzog als Anführer
eines gegen die neuen Machthaber gerichteten Komplotts denunzierten. Auf
Talleyrands Rat beschloß man in Paris, ohne Rücksicht auf die badischen Landesgrenzen
diesen angeblichen Umtrieben ein gewaltsames Ende zu bereiten. In einem
Schreiben an Edelsheim vom 10. März 1804 gab Talleyrand zu verstehen, daß
Offenburg ein Herd royalistischer Machenschaften sei und schloß daran die Forderung
, die dort wohnenden verdächtigen Personen nach Straßburg auszuliefern
und alle übrigen Emigranten sofort des Landes zu verweisen. Aber als dieses Schreiben
in Karl Friedrichs Hände gelangte, war die längst geplante Gewalttat bereits
geschehen. In der Nacht vom 14. zum 15. hatten zwei französische Korps in aller
Stille den Rhein überschritten, General Caulaincourt bei Kehl, General Ordener
bei Rheinau. Während die Truppen des ersteren nach Offenburg rückten und um
3 Uhr nachts die Baronin von Reich nebst einem halben Dutzend anderer Emigranten
verhafteten, erschien General Ordener mit 100 Mann in Ettenheim und nahm
den Herzog, der alle an ihn gelangten Warnungen verschmäht hatte, nebst einigen

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