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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 253
(PDF, 128 MB)
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Schwarzwald 5 bis 7 Grad), die Regenmengen sind über das ganze Jahr verteilt,
für Wässerungsanlagen kann den Flüssen Wasser entnommen werden, der Boden
ist im allgemeinen von guter Beschaffenheit und — in der Ebene — leicht zu bewirtschaften
. Die der Sonne zugewandten Hänge tragen Reben, in der Ebene und
in den Tälern wird der Obst- und Beerenbau betrieben, große Wälder im Bergland
und in der Rheinebene sind der Stolz der Privatwaldbesitzer und Gemeinden. Abgesehen
vom Schwarzwald, wohnt die Bevölkerung verhältnismäßig eng in Dörfern
mit den charakteristischen Fachwerkhäusern. Die Bauern sind aufgeweckt und
klug, die stolze Haltung der Bauern aus dem Hanauerland oder aus dem Ried ist
geradezu sprichwörtlich. Wer mit offenen Augen durch die Ortenau wandert, ist
immer wieder überrascht von der Vielfalt der Kulturen. Bei aller Industrialisierung
ist die Ortenau noch heute ein Bauernland. Im allgemeinen gehört dem Bauern der
von ihm bewirtschaftete Boden zu eigen, Pachtland wird in geringem Maß bebaut
, in vielen Dörfern ist noch die Zuteilung von Allmendgrundstücken üblich.
Die Wirtschaft ist in der Ebene kleinbäuerlich: erste Veränderungen sind jetzt
durch die Siedlungsmaßnahmen zu beobachten. Auch in den Schwarzwaldtälern
überwiegt der von einer Familie bewirtschaftete Hof, der manchmal weitab von
der nächsten Siedlung liegt, meist aber sind die Höfe in „Zinken" zusammengefaßt
. Wenn sich die gesegnete Landschaft lachend dem Beschauer darbietet, so weiß
doch jeder Kundige, daß solche Pracht der intensiven Arbeit des Bauern bedarf,
die trotz aller Erleichterung durch den Einsatz moderner Maschinen schwer und
anstrengend ist. Die Vielseitigkeit der landwirtschaftlichen Erzeugung ergibt sich
aus der Betrachtung der hauptsächlichsten Produktionszweige, wobei die für die
Ortenau typischen Erzeugnisse Tabak, Wein und Obst zuerst und ausführlich behandelt
werden sollen.

Der Tabakbau

Über die Ausbreitung des Tabakbaues in der Ortenau vor 1800 besteht noch
keine restlose Klarheit. Baier spricht von bescheidenen Anbauversuchen bis 1805
in der Gegend von Ettenheim, Kork und Rheinbischofsheim; Hassinger datiert
den Beginn des eigentlichen Tabakbaues in die siebziger oder achtziger Jahre des
18. Jahrhunderts. Tatsächlich wurde sehr viel früher Tabak gepflanzt, denn schon
für 1681 ist in Willstätt Tabakakzise erwähnt. Die Anregung zum Tabakbau im
Hanauerland ging sicher von Straßburg aus, wo die Tabakfabrikanten vermutlich
seit 1672 zünftig waren. Robert Königsmann, ein Straßburger Kaufmann, hatte
1620 den Anbau von Tabak in Straßburg eingeführt, und bei den engen Beziehungen
zum Land rechts des Rheins verwundert der Anbau im Amt Willstätt nicht.
Da die Kenntnis vom Tabakbau allein auf den Zahlenangaben der Akzise beruht,
läßt sich nichts über die Art des Anbaues und die Behandlung des Tabaks vor der
Ablieferung an den Käufer sagen. Vermutlich waren nur sehr kleine Grundstücke
mit Tabak bestellt, vielleicht darf man an gartenmäßigen Anbau denken, da die
Einzelposten der Akzise in den Einnahmeverzeichnissen stets sehr gering sind.
Die Abgabe schwankte übrigens sehr in ihrem Ertrag, was mit der Nachfrage in

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