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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 254
(PDF, 128 MB)
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Straßburg zusammenhängt. Trotz aller Einsprüche der Stadt Straßburg wurden
seit ungefähr 1750 durch die französische Regierung neue Eingangszölle auf Tabak
erhoben, so daß der Export aus dem Hanauerland beinahe schlagartig nachließ.
Man kann daher ohne Übertreibung sagen, daß der rechtsrheinische Tabakanbau
im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts nur noch für den inländischen Markt produzierte
. Die Gründung von Tabakfabriken in der Ortenau brachte dem einheimischen
Tabakbau kräftige Förderung und Anregung. 1774 war in Lahr die Firma
Gebrüder Lotzbeck gegründet worden, 1781 entstand in Lahr eine weitere Fabrik,
die Firma Autenrieth & Hugo, in Rastatt wurde 1796 die Firma Anton Rheinboldt
gegründet. 1784 wurde der Firma Böhm & Co. in Kehl ein Privileg zur Errichtung
einer Tabakfabrik und zum Tabakhandel erteilt.

Aus der allgemeinen Kulturgeschichte ist bekannt, daß weder weltliche noch
kirchliche Verbote die Ausbreitung des Tabakgenusses hindern konnten. Es lag
nahe, diesen Genuß, wenn man ihn schon nicht verhindern konnte, für den Fiskus
nutzbar zu machen. Über die Tabakbesteuerung sagt ein Fachmann: „Der Tabak
ist in hervorragender Weise zur Anfügung einer Verbrauchsbesteuerung geeignet.
Der Tabak ist kein unentbehrliches Lebensmittel, aber gleichwohl der Träger eines
in allen Schichten der Bevölkerung viel begehrten Genusses. Die Enthaltung vom
Tabakgenuß ist ohne Lebens- und Gesundheitsgefährdung möglich; erfahrungsgemäß
aber wird ein solcher Entschluß von dem an den Tabakverbrauch Gewöhnten
nur schwer gefaßt. Deshalb besitzt der Tabak eine starke Tragkraft für steuerliche
Belastung." Die Handhabung der Steuer und die Festsetzung der Einfuhrzölle
für Tabak sind von großer Wirkung für das Land Baden, das von allen deutschen
Ländern die größte Tabakanbaufläche aufweist. War der Anteil Badens am deutschen
Tabakanbau 1871/80 nur 27 %, so stieg er schon im folgenden Jahrzehnt
auf 35 %, 1901/08 waren es 43 %, 1925 über 60 %. Dann ging der Tabakanbau
zurück, so daß 1931 nur etwa die Hälfte allen deutschen Tabaks in Baden geerntet
wurde. Die Bedeutung des Tabaks für das Wirtschaftsleben der Ortenau kann nicht
hoch genug angeschlagen werden, denn neben der Landwirtschaft, die das Rohmaterial
liefert, ist hier seit alters die verarbeitende Industrie seßhaft. Das wirtschaftliche
Wohlergehen eines Großteils der Bevölkerung wird direkt oder indirekt vom
Tabak beeinflußt.

Die Tabakakzise wurde schon oben erwähnt. Bis zur endgültigen Ablösung mußte
auch vom Tabak wie von den übrigen Feldfrüchten der Zehnte entrichtet werden.
Der Tabakzehnte wurde besonders hart empfunden, weil vielfach der Tabak als
zweite Frucht gebaut wurde, so daß im gleichen Jahr von einem Feld zweimal
Zehnt gegeben werden mußte. Da die Verwertung des in natura gelieferten Zehntertrags
sehr schwierig war, ging man früh dazu über, ein sogenanntes Zehntsurrogat
zu erheben. Im Hanauerland war schon ausgangs des 18. Jahrhunderts ein
Zehntsurrogat von 1 Gulden 30 Kreuzer pro Morgen üblich. Das Finanzministerium
setzte 1812 den Zehnten allgemein auf 4 Gulden 48 Kreuzer pro Morgen fest und ordnete
an, daß der volle Betrag auch dann zu erheben sei, wenn von der Vorfrucht im
gleichen Jahr der Zehnt bereits entrichtet war. Durch landesherrliche Verordnung
vom Januar 1810 wurde für das ganze Land vom Zentner Rohtabak eine Auflage

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