http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0262
bakforschung), das die Förderung des Tabakbaues durch landwirtschaftliche und
züchterische Arbeiten, wissenschaftliche Untersuchungen usw. betreibt. Die von
hier ausgehenden Impulse — etwa hinsichtlich Beregnungsanlagen u.a.m.— gehören
zu sehr der Gegenwart an, als daß sie hier behandelt werden können. Anders ist
es bei den örtlichen und regionalen Tabakbauvereinen, die sich große Verdienste um
die Hebung der Qualität der Erzeugnisse erworben haben, insbesondere jedoch bei
der Verwertung des Tabaks tätig wurden. Schon im 19. Jahrhundert wurden vielfach
Klagen laut über unreelle Vorkommnisse und Übervorteilungen der Bauern
durch Tabakhändler, Makler oder Fabrikanten. Ebenso klagten die Käufer über
Manipulationen der Bauern. Dies wundert nicht, denn es war der sogenannte
„Kauf am Nagel" oder „Dachkauf" üblich, d. h. der Tabak wurde gekauft, ehe
er den Reifungsprozeß durchgemacht hatte. Der heute übliche Verkauf des getrockneten
, in Bündel gepreßten Tabaks ist hauptsächlich den Tabakbauvereinen zu danken
. Der erste Verein wurde in Neumühl 1887 gegründet. Die 25 Mitglieder verpflichteten
sich, nur geeignete Böden zu verwenden, die Äcker sachgemäß zu düngen
, die Pflanzen sorgfältig zu behandeln und die Ware nur in gut trockenem Zustand
abzugeben. In den folgenden Jahren wurden weitere derartige Vereine gegründet
. 1906 bestanden 26 Vereine, 1907 waren es schon 33. Im „Landesverband
der badischen Tabakbauvereine" sind heute 381 Vereine zusammengeschlossen. Die
volkswirtschaftliche Bedeutung des Zusammenschlusses erhellt aus der Tatsache,
daß von Beginn an der Tabak von Kleinbetrieben auf verhältnismäßig kleinen
Flächen angebaut wurde. Die Statistik 1929 weist für Baden folgende Zahlen auf:
Anbau in 326 Gemeinden, Gesamtzahl der Pflanzer: 25 355,
hiervon bebauen: 667 Pflanzer weniger als 4 ar
7 226 „ 4 bis unter 10 ar
12 119 „ 10 bis unter 25 ar
5 092 „ 25 bis unter 100 ar
251 „ 100 und mehr ar
Die Durchschnittsfläche betrug also pro Pflanzer 19 ar. Mehr als zwei Drittel der
Tabakfläche wurde von Parzellen- und Kleinbetrieben und nahezu ein weiteres
Drittel von Mittelbetrieben bewirtschaftet. Es muß besonders darauf hingewiesen
werden, daß der Ertrag zum größten Teil den kleinbäuerlichen Betrieben zugute
kommt, ein Ertrag, der ohne Verwendung von Maschinen erzielt werden muß.
So sind die Freude und der Stolz der Tabakpflanzer über den Erfolg ihrer Arbeit
voll zu würdigen. Noch heute, im Zeitalter der bargeldlosen Uberweisung, ist wie
schon vor Jahrzehnten vielfach die bare Auszahlung des „Tabakgeldes" in einer
Gastwirtschaft üblich und bietet Anlaß zu fröhlichem Beisammensein.
Der Weinbau
Die Qualität der badischen Weine ist weithin bekannt. Unter den Spitzenweinen
finden sich viele Gewächse aus der Ortenau und der Bühler Gegend, die alljährlich
auf den Weinprämierungen ehrenvolle Preise erringen. Durbacher, Affentaler
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