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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 275
(PDF, 128 MB)
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Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich das Bestreben geltend, an Stelle
der rein empirischen Einzelmaßnahmen wissenschaftlich begründete Programme
zu setzen. Die Verfeinerung der statistischen Methoden ermöglichte gezielte Förderungsmaßnahmen
. Die bekannteste der statistischen Untersuchungen der Landwirtschaft
, „Agrarenqueten", ist die von Buchenberger 1882 veranlaßte Untersuchung
der landwirtschaftlichen Verhältnisse in einer Reihe von typischen Gemeinden
, die für andere Länder vorbildlich wurde und eine Reihe von administrativen
und gesetzgeberischen Maßnahmen zur Folge hatte, u. a. das oben erwähnte
Hofgütergesetz. Die Resultate liegen gedruckt vor als „Erhebungen über die Lage
der Landwirtschaft im Großherzogtum Baden" (1883). Im 2. Band sind vier Gemeinden
der Ottenau behandelt: Neusatz bei Bühl, Zell-Weierbach, Oberwolfach
und Ichenheim. Es wäre eine lohnende Aufgabe, an Hand der seit 1883 für diese
Gemeinden vorliegenden statistischen Nachweisungen die Wirksamkeit der getroffenen
Maßregeln zu untersuchen.

Für die Verbreitung der durch die moderne landwirtschaftliche Wissenschaft gewonnenen
Erkenntnisse sorgten die landwirtschaftlichen Vereine, später die landwirtschaftlichen
Genossenschaften, die Landwirtschaftsschulen (erste Gründungen
1864), die Ackerbauschule Hochburg, in der Nachbarschaft der Ottenau gelegen
(seit 1847), und die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Augustenberg. Diese Anstalt
, eine der ältesten in Deutschland, verdankt ihre Entstehung einem Sohn der
Ottenau, dem aus Kehl stammenden Hofrat Dr. Julius Neßler (1827 bis 1905).
Neben Werken über Fragen der Düngung und des Nährstoffgehalts der Ackerböden
verfaßte Neßler grundlegende Darstellungen des Anbaues von Tabak und
Wein, die für die Ottenau besonders wichtig sind. Neßler war nicht nur ein
glänzender Wissenschaftler, sondern auch ein vortrefflicher Organisator, der es verstand
, seine Untersuchungsergebnisse in Vorträgen, die er Sonntag für Sonntag
auf den Dörfern hielt, den Bauern nahezubringen. Seiner Initiative verdankt die
Samenprüfungsanstalt Karlsruhe ihr Entstehen. Noch ein anderer Forscher, der
sich um die Landwirtschaft verdient gemacht hat, stammt aus der Ottenau: der
Züchtungsforscher Erwin Baur (1875 bis 1933). Von Ichenheim, wo sein Vater
Apotheker war, führte ihn der wissenschaftliche Weg über Freiburg nach Berlin.
Auf sein Betreiben richtete die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1927 in Münchberg
das Institut für Züchtungsforschung ein, dessen erster Direktor er wurde. Die
deutsche Landwirtschaft verdankt Erwin Baur die Züchtung der Süßlupine. Er
wendete seine Aufmerksamkeit dem Tabak zu und züchtete gegen Schädlinge aller
Art widerstandsfähige Reben, Tomaten, Gemüse usw. Ihm gelang auch die Züchtung
von frostbeständigen Frühkartoffelsorten, die weithin die Maltakartoffeln
ersetzten. Es wäre reizvoll, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Wissenschaft
ausgehenden Impulse zu verfolgen, es soll aber bei diesen wenigen Bemerkungen
sein Bewenden haben. Stellvertretend für alle Förderungsmaßnahmen des
Staates soll noch die Korrektion von Acher und Rench und die landwirtschaftliche
Erschließung des Maiwaldgebiets dargestellt werden.

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