Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 291
(PDF, 128 MB)
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Gesamtzahl

Verhältnis

Ort

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Friesenheim . .

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5

335

14,56

Heiligenzell . .

649

2

120

18,46

Kürzell ....

. 1 154

2

121

10,52

Oberweier . . .

802

2

217

27,12

Reichenbach . .

. 1 109

3

191

17,20

Schuttern . . .

981

1

98

10,06

Schutterzell . .

512

2

80

15,62

Seelbach ....

. 1471

4

240

16,33

Stadt Lahr . . .

. 9 937

7

387

3,80

Im Amtsbezirk Lah

r bestanden

41 Fabriken mit

insgesamt 2 265 Beschäftigten.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist zu beobachten, daß die Zigarrenindustrie
immer mehr aufs Land drängt, während sonst vielfach, insbesondere in der Metall-
und Maschinenindustrie, die Entwicklung einen umgekehrten Zug vom Land zur
Stadt hin erkennen läßt. Die Verlegung der Industrie aufs Land geschah vielfach
durch Errichtung ländlicher Filialfabriken. Die auf diese Weise mit einer ausgedehnten
Verzweigung in den ländlichen Gemeinden Hand in Hand gehende Dezentralisierung
ist ein Hauptmerkmal der badischen Zigarrenindustrie. Die Gründe
für die Verlegung der Industrie sind mehrfacher Art, auch wurde die Entwicklung
durch verschiedene Umstände erleichtert. Infolge des großen Anteils der Handarbeit
mußten die Zigarrenfabriken bedacht sein, möglichst billige Arbeitskräfte
zu gewinnen. Dies war allmählich in den Städten nicht mehr möglich. So lag der
Gedanke nahe, die Fabrikation aufs Land zu verlegen, um den Lohnanteil an den
Gestehungskosten möglichst klein zu halten. Auf dem Land war es leichter, billige
Arbeitskräfte zu gewinnen, denn bei der großen Zersplitterung des landwirtschaftlichen
Besitzes in viele kleine Betriebe konnte sich die Bevölkerung nicht mehr
allein von der Landwirtschaft ernähren. In vielen Orten war die Bevölkerung
verarmt, geriet bei Mißernten in große Not und war deshalb auf der Suche nach
einem Nebenerwerb. So ist es verständlich, daß man auf den Dörfern begierig
nach diesem neuen Verdienst griff, der nicht nur den männlichen Erwachsenen Gelegenheit
zum Gelderwerb bot, sondern auch die Beschäftigung von Frauen und
Jugendlichen in großem Umfang ermöglichte.

Die Hebung des Wohlstandes in den Dörfern, in denen Zigarrenfabriken entstanden
waren, blieb nicht verborgen: Andere Gemeinden in ähnlicher Notlage
wünschten durch Ansiedlung der Zigarrenindustrie die wirtschaftliche Lage der
einheimischen Bevölkerung zu verbessern und förderten daher nach Kräften die
Gründung von Zigarrenfabriken. Die Beschäftigung ländlicher Arbeitskräfte ist
deshalb sozial von Wichtigkeit, weil bei geringerem Geschäftsgang die Entlassung
von Arbeitern nicht derart katastrophale Folgen hat wie in der Stadt, wo die

19»

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