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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 322
(PDF, 128 MB)
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dafür. An Gegenständen christlichen Gepräges aus dieser Übergangszeit ist bis jetzt
nur der Löffel von Sasbach a. K. bekannt geworden, der nur als Importstück zu
werten istlundlb). War das künstlerische Leben in unserer engeren Heimat nach
dem Abgang der Römer somit auf Jahrhunderte ganz abgestorben, so erwachte es
erst wieder mit dem langsamen Vordringen des Christentums und zunächst auch nur
im Schatten der Kirche. Wie unser Gebiet christlich wurde, habe ich seinerzeit an
dieser Stelle näher dargelegt, so daß ich mich, um schon Gesagtes nicht wiederholen
zu müssen, darauf berufen darf. Es sind keine Missionare und Heilige von klingenden
Namen, die hier das Kreuz predigten; die Christianisierung vollzog sich fast
auf administrativem Wege von den hier noch zahlreich nachweisbaren fränkischen
Herren- und Kronhöfen aus, mit denen jeweils ein Gotteshaus, zunächst wohl nur
als Eigenkirche verbunden, zu denken ist; weiter von den in den Frühtagen des
Christentums in auffallend großer Zahl hier entstehenden Klöstern: Schuttern,
Hönau, Ettenheimmünster, Gengenbach und Schwarzach. Sie nahmen sich als religiöse
wie politische Vorposten fränkischer Oberherrschaft im rechtsrheinischen Glacis der
Stadt Straßburg aus. Unter ihnen hatte Hönau sicherlich in seiner Anfangszeit
Schottenmönche, die wohl, wie Columban weiter im Süden, aus Irland oder Schottland
zugewandert waren, wahrscheinlich gilt das auch für die Anfänge von Schuttern
. In dem ersten Viertel des 8. Jahrhunderts aber wurde dieses Klosterwesen
völlig neu organisiert und an die festere Regel des hl. Benedikt gebunden durch
den hl. Pirmin, der als Gründer bzw. Reorganisator von Gengenbach, Schwarzach
und Schuttern genannt wird. Auch andere, z. T. weit entfernte Klöster wie Weißenburg
, Lorsch, Säckingen, St. Denis, das Stift und die Kirchen von Straßburg, das
Bistum Bamberg, gewannen im 8. und 9. Jahrhundert Einfluß in der Ortenau durch
Zuweisung von Besitz, auf dem ebenfalls Gotteshäuser entstanden. Im Laufe des
8. Jahrhunderts wird das Christentum auch bei uns die Oberhand gewonnen haben;
die bisherigen Provisorien von Kirchen und Kapellen mußten jetzt ersetzt werden
durch eigentliche Pfarrkirchen, deren zumeist weit ausgedehnter Sprengel sich durchweg
deckt mit den in germanische Urzeit zurückreichenden Grenzen der Markgenossenschaften
(Steinbach, Sasbach, Ulm bei Renchen, Nußbach, Offenburg, Burgheim
). Lassen sich für die allgemeine geschichtliche Entwicklung dieser Verhältnisse
die großen Linien noch einigermaßen übersehen, so fehlen aus dem ganzen ersten
Jahrtausend gänzlich alle monumentalen Zeugnisse und Uberreste von den Kirchen
wie von den Klöstern. Ein Baudenkmal wie das Goldbacher Kirchlein am Über-
linger See ist bei uns nicht vorhanden, denn das Heidenkirchlein bei Freiste«, dem
die Volksüberlieferung solche Bedeutung zuschreibt, gehört doch wohl in eine viel
jüngere Zeit. Die kirchlichen Bauten dieser Frühzeit werden zumeist in Holz, also

1) Vgl. über seine geschichtliche Bedeutung meine Ausführungen in dieser Zeitschrift, III, 3.

lb) Bei Grabungen zu baugeschichtlichen Untersuchungen an der Kirche St. Peter zu Lahr-Burgheim 1953
bis 1955 ist man innerhalb und außerhalb der Kirche auf eine große Anzahl frühmittelalterlicher Gräber
gestoßen. Davon wurde aus einem noch ungestörten Grab reichhaltiges Inventar an Schmuckstücken aus dem
Anfang des 7. Jahrhunderts und später mit unverkennbar langobardischem Einfluß geborgen, darunter eine
im Oberrheinraum als singulär zu bezeichnende Vierpaßfibel aus dem beginnenden 8. Jahrhundert. — Siehe
August Eckerle: „Merowingische Gräber im Bereich der Kirche St. Peter in Lahr, Stadtteil Burgheim",
in Neue Ausgrabungen in Deutschland, Berlin 1958, S. 484 ff., mit Abbildungen und Zeichnungen. Außerdem:
Badische Fundberichte, 20. Jahrgang, Freiburg 1956, S. 231.

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