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Zeit wie die Stiftskirche gehört auch der Neubau der Burg Hohengerolds-
e c k12b), des Stammsitzes der Familie Geroldseck, an. Sie war von doppelter
Ringmauer umzogen; an dem noch großenteils auf ragender Höhe erhaltenen südöstlichen
Palas, dem „alten Haus", haben die dreigeteilten Fenster mit Überhöhung
des mittleren wie auch die einpfostigen mit geradem Sturz die charakteristischen
Profile der Frühgotik. Dagegen ist die wenige Jahrzehnte vorher, gegen die Jahrhundertmitte
errichtete .Ti e f b u r g 13b) der Familie in Lahr noch im Übergangsstil
ausgeführt, in den schon Vorboten der Gotik in den Fenstermaßwerkformen
hineinspielen. Der ebenfalls im 13. Jahrhundert noch entstandene Umbau der Ganerbenburg
der Schauenburg 14b) bei Gaisbach schuf in dem teilweise noch in
romanische Zeit zurückreichenden Mauerring mit Bossenquadern drei mächtige
Wohntürme und eine Kapelle; stilistisch fortgeschrittener in den Formen und Profilen
ist darunter der südöstliche. Auch die Markgrafenburg in B a d e n erfuhr um
die Jahrhundertmitte eine erhebliche Erweiterung durch Hermann VI. (1243—1250)
und Rudolf I. (1243—1288), wovon noch umfänglichere Teile, besonders eine frühgotische
Kapelle im Jakobsbau, erhalten sind. Andere Burgsitze, die in größerer
Zahl im 13. Jahrhundert in Mittelbaden vorhanden waren (Bärenburg, Dautenstein,
Fürsteneck, Neuenstein, Hausach, Wolfach, Yburg), sind bis auf geringe Mauerzüge
verschwunden, so daß eine genaue zeitliche Festlegung kaum mehr möglich ist, oder
haben durch spätmittelalterliche Umbauten ihren ursprünglichen Charakter eingebüßt
. Nach dem wenigen Formalen, das sich im Bossengrundbau der wohl auch von
der Familie Geroldseck errichteten Diersburg ,5b) erhalten hat, gehörte sie noch der
spätesten romanischen Zeit an.
Hinter den Dynasten und Edelleuten blieben im Streben, sich feste, wehrhafte
Wohnsitze zu schaffen, im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts auch die Städte nicht
12b) Die in den letzten Jahren angelaufenen und auch weiterhin beabsichtigten Sicherungsmaßnahmen
zur Erhaltung der großartigen Burgruine erfolgen auf Betreiben und mit finanzieller Unterstützung des
„Vereins zur Erhaltung der Burgruine Geroldseck'', der Landkreisverwaltung Lahr, des Schwarzwaldvereins
und des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege, Freiburg.
13b) Vgl. Winfried Knausenberger: „Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte von Lahr
und Umgebung", E. Focken, Lahr 1954, S. 22 ff., mit Plänen und Rekonstruktionszeichnungen. — H
Steurer und K. M e u r e r „Die Tiefburg zu Lahr", in dieser Zeitschrift, a. a. O-, S. 497 ff., mit Plänen
und Abbildungen. — In dem zu Anmerkung Ziff. 10b genannten Aufsatz berichtet Steurer von den im
Jahre 1933 anläßlich eines Kanalbaues aufgedeckten Fundamenten des vermutlich ältesten Teiles der Tiefburg,
des in der Mitte der Burganlage liegenden viereckigen Wehr- und Wohnturmes. — Joseph Schlippe
bezeichnet die Tiefburg in Lahr als den ersten und in jeder Hinsicht bedeutendsten Vertreter des Wasserburgentypus
, der in fast schematischer Gleichheit im südwestdeutschen Raum und in der Schweiz nahezu
gleichzeitig entstanden ist und zu dem u. a. auch Dautenstein bei Lahr und Willstätt gehörten. Als einen der
letzten und auch kleinsten Vertreter dieses Burgentypus darf der Gröbernturm bei Zell am Harmersbach
angesehen werden. Urkundlich schon im 1. Viertel des 13. Jahrhunderts erwähnt, stammt der heute noch erhaltene
Turm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Er ist wahrscheinlich ein mit Wall, Mauer und Graben
umgebener alleinstehender Wehr- und Wohnturm gewesen. — Vgl. Joseph Schlippe im „Nachrichtenblatt
", 7. Jahrgang 1956 I, S. 2. — Derselbe: „Das freiadlige Stammhaus, Schloß und Gut Gröbern bei Zell
am Harmersbach", im „Nachrichtenblatt", 8. Jahrgang 1957 II, S. 31 ff-, mit historischen Plänen und Abbildungen.
14b) Joseph Schlippe im „Nachrichtenblatt", 4. Jahrgang 1953, 11/12, S. 5. —Max Dennig:
„Oberkirch und die Schauenburg", im Jahresbericht 1935 der Badischen Heimat, S. 257 ff. — Lacroix,
Niestcr „Kunstwanderungen", S. 196, mit Grundriß.
15b) Vgl. A. RödervonDiersburg: „Ruine Diersburg", in dieser Zeitschrift, a. a. O., S. 326 ff.,
mit Plänen und Abbildungen. — OttoKähni : „Zur Geschichte Diersburgs", in dieser Zeitschrift, 39. Heft
1959, S. 61 ff., mit Abbildungen.
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