Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 372
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0375
Mit Baidung wurden aber auch früher häufig die zwei Seitenaltäre in
Lautenbach in Verbindung gebracht. Auf dem rechten sind die Rückseiten
der Flügel mit Darstellungen des hl. Martin und Wolfgang, die Predella mit den
Quinque virgines principales (Agatha, Margaretha, Dorothea, Agnes und Apollonia
) sowie auf einer wahrscheinlich ursprünglich als Außenflügel dienenden, jetzt
über die Altarretabel gesetzten Doppeltafel die Darstellungen der hl. „Witfraw"
Elisabeth (von Thüringen) und Maria Magdalena in Malerei ausgeführt. Die beiden
Bischofsheiligen und Elisabeth und Magdalena sind von besonders trefflicher Qualität
; mit besonderem Interesse hat der Künstler sich in die landschaftlichen Zugaben
vertieft; darin spricht sich ein merklicher Fortschritt gegenüber dem Hochaltar aus.
Der Künstler hat an diesem, um 1520 anzusetzenden Werk manche Anregungen
für die Charakterisierung der Haltung seiner Gestalten sowie des Gewandes von
Baidung übernommen, ist aber keineswegs mit diesem identisch. Der linke Seitenaltar
enthält auf den Außenflügeln eine Verkündigung Mariä mit Darstellung des
Stifters, der nach einer früher auch inschriftlich (ob ursprünglich?) bezeugten Klostertradition
Henricus Fehl (1523) sein soll; der Meister hat dafür das allgemeine
ikonographische Schema der Baldungschen Verkündigung vom Schnewlin-Altar in
Freiburg übernommen. Auch in den drei Tafeln eines oder zweier Altarwerke in
Nesselried (Mutter Anna Selbdritt mit Sippe, Verkündigung und die zwei
Heiligen Ursula und Barbara), deren Gewandstil stark manieriert erscheint, klingen
überall kompositioneile Erinnerungen an Baidung nach (Verkündigung = Schnewlin
-Altar und Lautenbacher Seitenaltar; Sippenbild = Mutter Annenfenster Baidungs
im Freiburger Münster); die Tafeln werden kaum vor 1530 entstanden sein.
In Bohlsbach sind die vier Einzelheiligen zweier Flügel, die im 19. Jahrhundert
aus Achern kamen (Magdalena, Margaretha, Eucharius, Nicolaus), wohl zwischen
1520 und 1530 anzusetzen, etwas gedrungene Gestalten, in denen neben Baldungschen
Einflüssen auch solche von Wechtlin sich zu verraten scheinen.

Aus diesen Resten einiger Tafelaltäre, die von dem ehemals so reichen Bestand
spätmittelalterlicher Kirchen sich gerettet haben, ist leicht zu ersehen, welch bedeutsamen
Faktor in der Kunstentwicklung von der Spätgotik zum neuen Stil das
in den drei ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zur vollen Reife gelangte
Talent Hans Baidungs darstellt. Er war am Oberrhein der mächtig vorwärtsweisende
Meister, wie es ein Menschenalter vorher Schongauer gewesen. Nun sind
immerhin einige unzweifelhaft sichere Werke dieses Führers noch vorhanden, die
ehemals für unser mittelbadisches Gebiet geschaffen wurden, so der prächtige
Schmerzensmann von 1513, ehemals im Kloster Lichtental (jetzt Augustiner-
Museum in Freiburg), koloristisch ein Kabinettstück, mit dem in etwas lautem
Schmerzgestus am sitzenden Leichnam des Herrn emporkletternden und in den
Wolken herumwühlenden Heer von Engelputten, wie sie sonst in heller Freude
auf dem Freiburger Krönungsbild herumtummeln. In Schuttern war ursprünglich
die Berliner Kreuzigung, die derjenigen des Freiburger Hochaltars schon nahesteht
, während das Basler Gegenstück nicht nur ikonographisch, sondern auch
stilistisch der älteren Tradition noch verbunden ist. Ob auch das Votivbild des
Markgrafen Christoph von Baden mit Mutter Anna Selbdritt (Karlsruhe) in unsere

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