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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 422
(PDF, 128 MB)
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Heimatpflege in Mittelbaden

ÜBERBLICK - MAHNUNG - METHODEN
Von Rolf Gustav H a e b l e r

Vor einiger Zeit konnte man aus einer der heute beliebten demoskopischen Erfragungen
erfahren, daß 36 von Hundert Lesern der Tageszeitungen regelmäßig
alle jene Beiträge lesen, welche ein Thema der Heimatgeschichte behandeln. Es war
dies sogar der höchste Prozentsatz an regelmäßigen Lesern aller erfragten Sachgebiete
, die in einer Tageszeitung zur Darstellung kommen. Und das, dünkt mich,
ist erstaunlich, und wird wohl für jeden, dessen Interesse der Heimatpflege gilt,
eine Freude sein. Dies in keiner Weise gesteuerte oder etwa mit irgendwelchen
billigen Mitteln propagandistisch aufgeblähte Interesse gibt zu denken. Denn hier
handelt es sich nicht etwa um eine, wie man heute auf amerikanisch-deutsch sagt:
durch public relation angestachelte Reizwelt, aufgestachelt und angetrieben durch
allerlei ausgefallene Reklametricks. Nein, diese besondere stoffliche Aufmerksamkeit
von mehr als einem Drittel der regelmäßigen Leser der Tageszeitungen, und
das sind Millionen, ist Ausdruck eines offenbar ganz echten Bedürfnisses.

Daraus sollten alle lernen, die mit diesen Dingen etwas zu tun haben. Denn in
dieser Tatsache spricht uns eine Verpflichtung an: Sie gilt für den Staat, sie gilt für
alle Gemeinden. Sie gilt natürlich auch für die Zeitungen, für die Verlage wie für
die Redaktionen. Sie gilt schließlich für jeden einzelnen. Denn die Zahl dieser Einzelnen
kann nicht so klein sein, wie zuweilen vermutet wird. Die Prozentzahl, die
vorhin genannt wurde, zeigt sowohl in ihrer absoluten und noch mehr in ihrer
relativen Größenordnung, daß weite Kreise allem, was man summarisch als Heimatkunde
oder Heimatpflege umreißen kann, mindestens interessiert gegenüberstehen.
Denn was ist Heimatpflege anderes als Lebendigmachen und Bewußtwerden der
politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Kräfte, welche Staat und Gemeinde
begründet haben und immer wieder neu begründen werden. Denn die Pflege
der heimatlichen Geschichte ist keineswegs, wie manchmal leicht ironisierend gemeint
wird, das sentimentale Getue um irgendwelche romantischen Traditionen; sie ist,
richtig verstanden und richtig geübt, ein durchaus dem aktuellen Leben, lebendigen
Interessen zugewandtes Tun: nichts beweist dies besser und eindeutiger als eben
jene Prozentzahl der publizistischen Interessen, die wir einleitend genannt haben.
Aus dieser Erkenntnis aber gilt es die notwendigen Folgerungen zu ziehen; noch
sind sie nicht überall erkannt, geschweige denn in die Tat umgesetzt.

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