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berühmt gewordenen Söhne anknüpfte und in wohlüberlegten, dekorativen und
wirksamen Formen eine stets zugängliche, ganz und gar nicht museale Gedenkstätte
schuf, hat sich als ungemein fruchtbar erwiesen. Und wenn man weiterhin an die
Bedeutung der Publizistik in der Heimatpflege im weitesten Sinne denkt, dann haben
wir in Mittelbaden das Glück, auf einen vorbildhaften Mann hinweisen zu können,
der wohl — und schon seit Jahrzehnten — in seiner Arbeit all das vereint und in
bester Form repräsentiert, was man überhaupt auf diesem vielfältigen Gebiet verlangen
und überhaupt erwarten kann: es ist Otto Ernst Sutter. Der Gengenbacher
Landschreiber, wie er sich gerne selber tituliert, ist längst unter seinem Namen und
mit seinem Signum und auch durch seine etlichen Pseudonyme in den badischen
Zeitungen, im Rundfunk und nun auch durch das Fernsehen und durch die eigen-
wüchsig, echt alemannische Kunst seines Schreibens und Plauderns als Persönlichkeit
badischer Heimatpflege so bekannt, daß man darüber kein Wort zu verlieren
braucht — oder daß man dann schon ein ganzes Buch schreiben müßte, um alle
seine Verdienste zu würdigen.
Nebenbei bemerkt: schade, daß die früher, wenn auch nur sporadisch, von Sutter
herausgegebene Heimatbeilage des Gengenbacher Kinzigboten nicht mehr erscheint.
Er hatte sie „Der Adlerstein" genannt, in Erinnerung an die alten Marksteine der
ehemaligen Freien Reichsstadt, die auf der gegen die Stadt gerichteten Seite den
Reichsadler mit dem Gengenbacher Brustschild zeigten.
In den letzten Jahren ist erfreulicherweise auch eine Reihe von heimatkundlichen
Drucken erschienen, deren Herausgabe mittelbar oder unmittelbar durch
ideelle und finanzielle Hilfe von Gemeinden und Kreisen möglich wurde. Es liegt
auf der Hand, auch wenn man das Interesse weiter Kreise an heimatgeschichtlichen
Veröffentlichungen hoch einschätzt, daß solche Schriften — zumal wenn sie Wert
auf wissenschaftliche Forschung legen — niemals im buchhändlerischen Sinne rentable
Objekte sind. Wie schließlich nahezu alle kulturelle Arbeit brauchen sie auch
Zuschüsse, entweder von Mäzenen, die aber sehr selten geworden sind, oder aus
Mitteln der sogenannten öffentlichen Hand. Das gilt im großen, beim Theater, bei
den großen Orchestern, bei den Museen, bei der hohen Wissenschaft; es gilt aber
genausogut oder vielleicht genau so schlecht bei den kleineren kulturellen Anliegen,
also auch etwa bei den mancherlei Formen der Heimatpflege. Hier muß — oder
müßte — dann eben die kleinere, die jeweils unmittelbar angesprochene Gemeinschaft
, ein Kreis, eine Gemeinde, zu Hilfe kommen.
Nun dürfen wir in Mittelbaden mit Freude und Anerkennung feststellen, daß
in den letzten Jahren sich in einer Reihe von Beispielen gezeigt hat, daß man da
und dort sehr wohl aufgeschlossen war für die kulturelle Verpflichtung zur Heimatgeschichte
und Heimatpflege. In verschiedenen Formen. So gibt seit 1957 die Stadtverwaltung
der Kreisstadt Bühl die heimatgeschichtlichen Blätter „Bühler Blaue
Hefte" heraus; der Landkreis Lahr seit 1958 ein Jahrbuch „Geroldsecker Land".
Beide periodischen Veröffentlichungen könnten, jede in ihrer Art, ein Beispiel sein
dafür, wie eine Stadt oder ein Kreis Heimatkultur pflegen kann, die über unmittelbare
Notwendigkeiten in ihrem Raum und in dieser Zeit hinaus Werte der eigenen
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