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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 431
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0434
Basel hinaus keine alemannischen Mundarten im Sinne althochdeutscher Sprachlehre
mehr haben, während der Begriff „oberrheinisch" und — unter Mitwirkung
von Durlach—Karlsruhe—Baden-Baden — der Begriff „badisch" seine Berechtigung
bekommen hat. Die Ortenau aber, die alle Umwandlungen vermittelte, hat
dabei ihre sprachliche Einheit eingebüßt, sie ist zu einer Folge von Übergängen geworden
und in zwei Teile zu zerlegen: ihr Nordwesten mit den Hanauer- und
Riedorten gehört zum Niederalemannischen, dessen Hauptvertreter das Unter-
elsässische ist; ihr Südosten gehört zum (westlichen) Mittelalemannischen, das seinerseits
bis südlich von Freiburg-Lenzkirch reicht. Bei dieser Zweiteilung fallen nicht
jene Gebiete auf die straßburgische Seite, die einst bischöfliche Herrschaften waren,
sondern einfach die, die der alten Stadt zunächst liegen, den größten Marktverkehr
dahin hatten. Auch stocken die Sprachgrenzen nicht an den alten Rändern der
Ortenau, sie gehen entweder darüber hinaus oder bleiben mitten im Gau stecken.
Alle aber laufen im wesentlichen von Südwesten nach Nordost, als Erreger und
Mittelpunkt kann für die ältere Zeit regelmäßig Straßburg gelten. Wie weit die
einzelne Welle gelangte, ist nebensächlich. Wenn man das Altalemannische als Maßstab
nimmt, lassen sich zwei Gruppen neuernder Bewegungen unterscheiden:

a) solche, die in der ganzen Ortenau anerkannt sind, aber auch noch weit südlicher
. Hierher gehören: das gemäßigt alemannische - ia - in Worten wie fliegen,
tief gegenüber altalemannischem - iu -; der lange Selbstlaut in zahllosen Wörtern
wie lüden, Hösen gegenüber altdeutscher Kürze; die Entrundung in Wörtern wie
löten, Mühle, Bäume; die Aussprache - w - in leben, loben, Stuben;

b) Eckenlinien, die den Gau von Südwesten nach Nordost zerschneiden. Ihnen
widmet der Nur-Ortenauer viel Aufmerksamkeit. Das wichtigste Merkmal ist, daß
Wörter wie Magen, Wagen, sagen, Schwager, Regen, Flügel, Igel in der südöstlichen
Ortenau mit richtigem Geräuschlaut -g - ausgesprochen werden; im Nordwesten
tritt dafür -; - ein — oder in einem Teilgebiet, dessen auffallendste Vertreter zu
Lauf wohnen, - u - bei vorangehendem dunklem Selbstlaut — oder aber gar nichts.
Die g-Linie teilt die Ortenau in das vorhin angedeutete Mittelalemannische und
Niederalemannische. Mittelalemannisch sind Rust, Kappel bei Ettenheim, Grafenhausen
, Orschweier, Mahlberg, Kippenheim, Kürzell, Schuttern, Ober- und Niederschopfheim
, Elgersweier, Offenburg, Griesheim, Renchen, Achern, Sasbachwalden
und alle südöstlicheren Orte. Niederalemannisch sind Wittenweier, Nonnenweier,
Allmannsweier, Ottenheim, Meißenheim, Ichenheim, Dundenheim, Altenheim,
Kittersburg, Goldscheuer, Marlen, Hesselhurst, Legelshurst, Lauf mit Glashütte,
Ottersweier, Neusatz, Kappelwindeck, Bühlertal, Steinbach, Oos, Sandweier, Söllingen
und alle westlicheren Orte.

Diese Linie läßt sich verstärken durch andere mit gleichem oder ähnlichem Lauf:
südöstliches ebis gegen nordwestliches qbs „etwas";

Mittelform der Vergangenheit mit Schwund des ge - im Südosten, mit erhaltener
Vorsilbe im Nordwesten, z.B. bunda Oberschopfheim: gabonda Rheinbischofsheim;

(einsilbige) Wörter wie Baum, Kind, Mann verkleinert man im Südosten auf
- Ii, im Nordwesten auf - al;

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