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stände in Hanau 1661, seine Flucht vor drohender Verhaftung nach Frankfurt
deutlich gemacht. — Trittin bietet (unter Hinweis auf die neuere Forschung und
ergänzende Veröffentlichungen der Barockliteratur) einen Lebensabriß M's, der
verstärkend zu Bekanntem neue Züge fügt, wie die des zwiespältigen, unruhevollen
Charakters, der selbst bei gutem Wollen versagt
, der an den zahlreichen harten Schicksalsschlägen
, an den herben Zurückweisungen die
Hauptschuld trägt. Trittin kann die Zahl der
bisher bekannten und erneut sorgsam gewerteten
Schriften M's um eine wieder aufgefundene
, in lateinischer Sprache abgefaßte zeitgebundene
Schrift auf König Gustav Adolf, den
„Glaubenshelden und Freiheitsbringer", vermehren
.
Sie wurde 1631 entworfen, erschien im
Druck 1643. Diese Schrift ergänzt das Bild
M's in feinen Strichlinien; sein persönliches
Luthertum und seine protestantische Haltung
treten bewußter und deutlicher hervor; zugleich
aber wird offenbar sein unverhülltes
Streben, noch enger mit Schweden auch durch
eine sichernde Lebensstellung verbunden zu
sein.
Nach der Sitte der Zeit empfiehlt sich der
Verfasser durch Widmung und ehrende Anrede
, durch Lobsprüche, die natürlich vor Übertreibungen nicht haltmachen, aber
er deutet, hart und unvermittelt, an, es gäbe auch andere Möglichkeiten, wenn
die eigenen Wünsche nicht erfüllt werden, im feindlichen Lager. Vernehmlich genug
klingt das Werkchen im Wunsch nach wahrem Frieden aus.
Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
Was wir an Grimmelshausen schätzen und in ihm verehren, was immer anmahnen
wird, seine Schriften (die als Einzelausgaben in rascher Folge von rund
zehn Jahren und nach seinem Tod in einer Gesamtausgabe 1683—1713 erschienen
sind) zur Hand nehmen, gleich mit welchem Ziel wir sie studieren oder lesen,
das umfaßt (anders als in den Jahren nach 1933) den Menschen
und sein Werk.
Unser, durch schweres Schicksal, Zerstörung und Zusammenbruch hart geprüftes
Dasein sucht sicheren Halt im Vergangenen, setzt Hoffnung in die Zukunft: von
daher, im Vergleichen der Zeiten und Geschicke der Menschen, erstreben wir eine
Vertiefung in seine Schriften, in die Kunst seiner Darstellung, in die Kraft seiner
Sprache, in den Bilderreichtum seiner Worte. Wir wollen die Menschen erkennen,
die er aus dem Leben heraus gezeichnet, aber auch, wie er sie den literarischen Vor-
IOH AUCH MOÄHEflA*
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