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Jahresversammlung 1959
Am 20. September 1959 fand in Lahr unsere Jahresversammlung statt. In der
Geschäftssitzung konnte unser 1. Vorsitzender, Gymnasialprofessor Dr. Otto
K ä h n i, berichten, daß die Tätigkeit in den Ortsgruppen lebhafter geworden sei.
Am rührigsten sei der Zweigverein Kehl-Hanauerland gewesen. Der Verein sehe
seine Hauptaufgabe in der archivalischen Forschung im mittelbadischen Raum;
leider werde dabei den Mitarbeitern nicht von allen Gemeindeverwaltungen das
erforderliche Verständnis entgegengebracht. Man hoffe, daß die Ausgabe des
historisch-topographischen Wörterbuchs für die Kreise Offenburg und Kehl im
Jahre 1960 erscheinen könne. Auch die Kreise Wolf ach und Rastatt sind in Bearbeitung
. Nach dem Rechenschaftsbericht Dr. Otto Rubins kam die Rede
auf das fünfzigjährige Jubiläum des Vereins und auf eine Neubearbeitung des
Jahrbuches 1929 „Die Ortenau in Wort und Bild".
Da die Amtszeit des Vorstandes abgelaufen war, wurden durch Akklamation
wiedergewählt: 1. Vorsitzender Prof. Dr. Otto Kähni, Offenburg; Rechner Dipl.
Volkswirt Dr. Otto Rubin, Offenburg; 1. Schriftführer Prof. Dr. Alfons Staedele,
Bleichheim; 2. Schriftführer wurde Oberlehrer Oskar Mohr, Offenburg. 2. Vorsitzender
wurde Rektor Dr. Karlleopold Hitzfeld, Gengenbach-Rastatt.
In der sich anschließenden Festsitzung konnte Dr. Kähni eine erfreuliche Anzahl
Gäste begrüßen, unter ihnen Regierungspräsident a. D. Dr. Waeldin, Landrat
Dr. Wimmer, Bürgermeister Dr. Ritter, Archivrat Dr. Zier, Oberbaudirektor
Dr. Schlippe, Bibliotheksdirektor i. R. Prof. Dr. Rest und nicht zuletzt Prof.
Dr. Tschira. Grüße hatten übermittelt Regierungspräsident Dichtel, unser Ehrenmitglied
Dr. Asal, Prof. Dr. Metz und Schriftsteller R. G. Haebler. Besonders
herzlich begrüßt wurden Architekt Karl Meurer und Kunstmaler Wilhelm
Wickertsheimer, die dem Verein bald seit 50 Jahren angehören.
Nun erfolgte der Festvortrag, in dem sich Prof. Dr. Tschira von der Technischen
Hochschule in Karlsruhe mit der Burgheimer Kirche befaßte.
Nachdem der Redner zunächst die Aufsätze von Prälat Josef Sauer und von Prof.
F. H. Steinhart über die Burgheimer Kirche gestreift, der evangelischen Kirchengemeinde
für die große Geduld während der Grabungen und Prof. Knausenberger
für seine selbstlose Arbeit und die Überlassung wertvollen Materials gedankt hatte,
führte er, gestützt auf die Grabungen und die Funde, etwa folgendes aus: Das
Alter der Kirche sei lange umstritten gewesen, er nehme an, daß um das Jahr 700
eine Steinkirche mit Ostapsis, die zu einem fränkischen Herrenhof gehörte, in
Burgheim bestand. Diese Kirche ist 1035 durch eine Westapsis erweitert worden,
die vielleicht zur Reliquienaufstellung diente. Um 1100 wurde die rechteckige
Saalkirche mit dem tonnengewölbten Turmuntergeschoß errichtet, Mitte des
12. Jahrhunderts wurde der Turm aufgesetzt. Die spätere gotische Erweiterung
nach Westen mit Versetzung des romanischen Westportals war die letzte entscheidende
bauliche Veränderung.
Die Burgheimer Kirche, ein wichtiges Kulturdenkmal, hatte eine große Bedeutung
für die Christianisierung der Gegend und die umliegenden Klöster Schuttern,
IX
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